Wissenstransfers in ökonomischen Texten der italienischen Renaissance
Unterprojekt von Dr. Christina Schaefer
Das Projekt setzt sich kritisch mit der Annahme auseinander, dass vormoderne ökonomische Texte zur Haus- und Familienführung ein primär bewahrendes Schrifttum darstellen, welches von der Antike bis zur Frühen Neuzeit in seinen Grundzügen nur wenig variiert. Bei stärkerer Beachtung der textuellen Verfasstheit zeigen sich in den oberflächlich stabil wirkenden ökonomischen Wissensbeständen (teils subtile) Veränderungen und Verschiebungen. Das Postulat der Weitergabe eines vermeintlich unveränderten ökonomischen Wissens von einer Generation zur nächsten ist als eine typische Figur der Ökonomiken zu reflektieren, deren Funktion nicht zuletzt in der Selbstvergewisserung und -legitimierung der zeitgenössischen patriarchalen Familie besteht. Am Beispiel italienischer Dialoge des 15. und 16. Jahrhunderts (von Alberti bis Tasso) untersucht das Projekt Wissenstransfers in der Renaissance-Ökonomik, insbesondere solche, die durch die spezifische Integration traditionell distinkter oder sich zeitgenössisch erst ausprägender Diskurse und Wissensbestände zustandekommen (z.B. durch die Integration des gelehrten, poetologischen oder religiösen Diskurses oder die eines praktischen Handlungs- und Erfahrungswissens).
Mit der Fokussierung unterschiedlicher Modi des Wissenstransfers fügt sich das Projekt in das zentrale Forschungsvorhaben des SFB 980 ein und bearbeitet mit dem Erfahrungswissen zugleich eine spezifische Form elusiven Wissens, wie sie für das Teilprojekt B05 relevant ist.