Das Schöne regeln. Elusives Wissen in den kunsttheoretischen Diskursen der Akademie-Kontexte in Italien und Frankreich
Unterprojekt von Mira Becker-Sawatzky (promoviert)
Das Unterprojekt untersucht Verhandlungsformen, Funktionsstellen und Diskursebenen elusiven Wissens in kunsttheoretischen Schriften aus dem Kontext von Kunstakademien. Im Fokus stehen Akademien im Transfergeflecht Italien-Frankreich vom Ende des 16. Jh. bis in die 1680er Jahre. Die regionalen Diskursfelder zwischen Rom, Mailand und Paris waren über prominente Akteure sowie den Transfer von Textgattungen und ästhetischen Kategorien, aber auch über die aufeinander bezogenen Abgrenzungs- und Profilierungsstrategien eng miteinander vernetzt. In den kunsttheoretischen Texten dieser Akademien-Kontexte treffen nun Theorie und Praxis auf spezifische Weise aufeinander und Fragen nach Lehr- und Lernbarkeit sowie den Systemstellen elusiven Wissens werden äußerst relevant. Konkret wird im Projekt danach gefragt, inwiefern im Kontext einer an Normen, Kanon und Regeln orientierten frühneuzeitlichen, institutionell verankerten Kunsttheorie gerade auch das Nicht-Lehrbare und Nicht-Definierbare konzipiert und produktiv gemacht wird. Mit welchen ästhetischen Kategorien, Darstellungsformen und Diskursivierungsstrategien werden die genuin-künstlerischen Dimensionen von Kunstwerken und künstlerischer Praxis analysiert und ein Urteilsvermögen ausgebildet? Wie werden das (Ideal-)Schöne sowie künstlerische Stile definiert und wie wird in diesem Zusammenhang mit begrifflicher Unbestimmtheit umgegangen? Das Korpus der zu analysierenden Texte setzt sich aus unterschiedlichen Genres zusammen, von Statuten und Sitzungsprotokollen, lezzioni und conférences bis hin zu Tagebüchern und Briefen. Neben den Texten wird auch die auf die akademische Lehre ausgerichtete Sammlungspraxis mit in die Untersuchungen einbezogen, die bspw. die Ambrosiana in Mailand und die Académie royale in Paris maßgeblich prägte.