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Ästhetiken figuralen Wissens

Unterprojekt von Prof. Dr. Klaus Krüger


Das Unterprojekt widmet sich der theoretischen Fundierung des begrifflichen und konzeptionellen Spektrums von figura und figuralem Wissen mit besonderem Schwerpunkt auf dessen (material-)ästhetischer Dimension und fungiert dergestalt als Klammer der beiden anderen Unterprojekte (s.o.). Im Rekurs auf Auerbach und seine wissenschaftliche Rezeption werden dabei sowohl rhetorisch-poetologische und kunsttheoretische Semantiken, als auch die kategorialen Implikationen des philosophisch- bzw. theologisch-exegetischen figura-Begriffs, also die Aufladung zu einer eschatologisch bestimmten Ankündigungsfigur, einer Verheißungsfigur zukünftiger Erfüllung (praefiguratio), in den Blick genommen. Wie auch das weitere Wortfeld des Begriffs signalisiert (figura, fingere, fictura, effigies, etc.), verdichtet sich darin die komplexe Vorstellung von einer verheißenden Gestalthaftigkeit, einer sinnlich-bildlichen Gestaltwerdung als Präsenzerfüllung eines anderweitig Abwesenden.

Bezeichnet figura also allgemein Gestaltphänomene, die ihre Sinnfülle aus der materiellen, bildlich geformten Ausprägung ihrer Erscheinungswirklichkeit beziehen, so steht sie auf der Produktionsseite damit exemplarisch für die gestalthafte Ausbildung semantischer und ästhetischer Qualitäten, die intrinsisch an je spezifische mediale Bedingungen und deren Anschauungsleistungen gebunden sind. Rezeptionsästhetisch weist sie auf ein figurierendes Sehen der Einbildungskraft, ein gestaltproduktives Sehen also, das über die bloße Figürlichkeit einer Darstellung, d. h. über deren körperlich-konkrete Gegenstandsreferenz hinaus auf die ästhetische Verschränkung, Permutation und Varianz von Repräsentation und Präsenz und auf deren imaginative Wirksamkeit weist. Insofern sich in diesem paradoxen Spannungsfeld von materialer, bildlich präsenter Sinnfülle und futurischer, generativer Erfüllungspotenz permanent Bedeutungsphänomene von Temporalität und Verzeitlichung ausprägen, lässt sich daran exemplarisch das impulsgebende Momentum fassen, das im Zusammenspiel von Semantik und Ästhetik figuraler Bildlichkeit virulent wird.

Diesem Zusammenhang will das Unterprojekt theoretisch sowie im Rahmen exemplarisch gewählter Fallbeispiele nachgehen (u. a. zu Giottos figura-Konzept, v. a. in seinen monochromen Darstellungen der Arena-Kapelle, und zur zeichnerischen Rezeption des Torso von Belvedere und anderer Antikenfragmente im 16. und 17. Jahrhundert).