Historische Sprechaktanalyse
Unterprojekt von Dr. Tanja Ackermann
Die Historische Pragmatik steht oftmals vor dem Problem, dass die in der synchron-theoretischen Pragmatik angewandten Verfahren (Introspektion, gezielte Manipulation sprachlicher Marker usw.) bei einer korpusbasierten Arbeit nicht möglich sind; des Weiteren setzen die oft ausgesprochen subtilen pragmatischen Differenzierungsparameter ein sehr genaues kulturelles Wissen voraus. Vor dem Hintergrund dieser Problematik widmet sich das Unterprojekt mittels der Musterdialoge in den Sprachbüchern den Möglichkeiten und Grenzen einer methodisch sauberen historischen Sprechaktanalyse. Im Zentrum steht dabei die Frage nach direkten und indirekten (konventionalisierten) Sprechakten und den sie bestimmenden illokutionären Indikatoren. Dabei soll auch die Interaktion von Satztyp, Satzmodus und Illokution näher betrachtet werden. Neben der synchronen Analyse in den einzelnen Sprachstufen soll eine diachrone Perspektive auf ausgewählte Sprechakte eingenommen werden. Es stellt sich die Frage, ob und inwieweit sich beispielsweise die Erwartungen der Gesprächsteilnehmer hinsichtlich konventionalisierter Höflichkeit über den Beobachtungszeitraum hinweg verändern, was sich im Wandel von Form und Funktion der Sprechakte widerspiegeln würde. Die untersuchte Textsorte ermöglicht durch ihre Konsistenz das Nachzeichnen diachroner Pfade von pragmatischen Markern (z.B. die Nutzung des Konjunktivs als höfliche Strategie bei direktiven Sprechakten des Typs Könntest du mir das Salz reichen?) besonders gut.