Der Tanz der toten Dinge. Geld und Tod im Übergang von Spätmittelalter und früher Neuzeit
Unterprojekt von Peter Löffelbein
Das Projekt geht davon aus, dass am Übergang von Spätmittelalter und früher Neuzeit die sich ausdifferenzierende und ausweitende Geldwirtschaft einerseits sowie die ubiquitäre Todesreflexion andererseits in ein spannungsreiches Konvergenzverhältnis treten.Als Höhepunkt letzterer sind oftmals die spätmittelalterlichen Totentänze um die Wende zum 16. Jahrhundert beschrieben worden, welche Tod und Todesgeschehen auf eine paradoxale Weise thematisieren, mit welcher auch Geld als universelles Rechen- und Tauschmittel oftmals gekennzeichnet wird: Als selbstbewegt und –bewegend; als verlebendigtes, den Menschen bestimmendes Agens; als universell gültig und individuell bedeutsam; als mit Gewissheiten behaftet und zugleich von unvorhersehbarer Dynamik.
Untersucht werden Konvergenzen und Divergenzen im Wissen um Tod und Geld, wie es sich in und im Umfeld der makabren Kunst um 1500 niederschlägt. Gefragt wird nach wissenshistorischen Verschiebungen, welche sich etwa an sich überlagernden theatralen Metaphern in Geld- und Todesreflexion beobachten lassen, wie dem Tod als Tauschprozess, dem Leben als Marktplatz und insbesondere der Darstellung verlebendigter Totengestalten gegenüber dem als dynamisch-lebendig markierten, „toten“ Material-Geld. Insbesondere in der vergleichbaren Problematisierung des Materiellen als gefährlich-kontingentes Agens ist dabei der Ausprägung eines Risikowissens nachzugehen, das sich im Spannungsfeld eschatologischer und ökonomischer Risiken konstituiert.
Diesem Fragenfeld wird in Rückgriff auf ein Quellenkorpus aus dem Umfeld der makabren Kunst nachgegangen, welches neben den einschlägigen text- und bildlichen Darstellungen theologische und geldgeschichtlich relevante Traktate sowie Predigtsammlungen und frühe Dramen umfasst.