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Wissensweitergabe durch Gefühls-Affizierung im Leitungshandeln spätantiker Bischöfe

Unterprojekt von Dr. Sarah-Magdalena Kingreen


Welches Wissen wird durch die Affizierung bestimmter Gefühle aktiviert? Inwiefern wird Wissen über Gefühls-Affizierung vermittelt, gefestigt und verstetigt? Gefühlsgeschichtliche Untersuchungen finden sich seit dem sog. 
emotional turn vermehrt in der Geschichtswissenschaft, haben aber noch wenig Einfluss auf die Erforschung des Antiken Christentums aus unterschiedlicher Fachperspektive. Gefühle werden gegenwärtig als sozio-kulturelle Produkte verstanden, die in ihrem Ausdruck und Gehalt je kulturell und historisch variieren können und deren Vorkommen sowie deren Funktion in den antiken Quellen zu beschreiben ist. Eine Analyse der ‚emotionalen Schicht‘ der Quellen führt daher auch zu einem vertieften Verständnis dieser.

Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, wie Gefühle als ein Instrument eingesetzt worden sind und inwiefern sie die Wissensbewegung bedingen. Wie kann das Verhältnis von Wissen und Gefühl bestimmt werden? Dabei fokussiert die Untersuchung auf das Leitungshandeln von Bischöfen in der christlichen Spätantike und geht von der These aus, dass im bischöflichen Leitungshandeln der gezielte Einsatz von Gefühlen relevant und beschreibbar ist. Spätantike Bischöfe funktionalisieren Gefühle, indem sie sich selbst als Person mit den dargestellten Gefühlen positionieren, sich als Autorität darstellen und eine Positionierung der Adressaten evozieren. Neben den rhetorischen Mitteln bilden Gefühle für die Bischöfe also ein Instrument, um ihre Macht überzeugend aufzubauen und durchzusetzen sowie um emotional communities zu bilden.