Transferprozesse propositionalen und nicht-propositionalen Wissens in der Antike: Theorie – Übung – Praxis
Studientag des Teilprojektes C02 "Askese in Bewegung: Formen und Transfer von Übungswissen in Antike und Spätantike" (Leitung: A.-B. Renger)
Seit Gilbert Ryles Unterscheidung zwischen knowing that und knowing how, die in der These mündete, dass jedem Wissen ein Können vorausgeht, untersucht die Wissensforschung die Bezüge zwischen propositionalem „Wissen, dass“ und nicht-propositionalem „Wissen, wie“. Diese sind oft wechselseitig. Wissensbestände mit normativ-präskriptiver Funktion (wie z.B. Gesetze und Konventionen) bedürfen, um erfolgreich umgesetzt zu werden, einer praxisimmanenten Fähigkeit, Regeln zu befolgen (wie z.B. beim Sprechen, Denken und Handeln). Andererseits beruht jede praktische Fähigkeit auf einer Einübung von Wahrnehmungs- und Handlungsmustern, die mit vorbegrifflichen, vortheoretischen und vorpropositionalen Erkenntnisprozessen einhergeht.
Vor diesem theoretischen Hintergrund wird der geplante Workshop antike Texte (u.a. von Herodot, Platon, Xenophon, Aristoteles, Oreibasios und Simplikios) nach Transferprozessen zwischen propositionalen und nicht-propositionalen Wissensformen befragen. Dabei soll das Augenmerk auf antike Auffassungen von Theorie, Übung und Praxis gerichtet sein, die ineinanderwirken und sich wechselseitig bedingen. Desiderat ist es, den bei diesen Wechselbezügen wirksamen Wissenswandel in den Blick zu nehmen und in seinen vielfältigen Ausprägungen zu untersuchen.
Organisation: Almut-Barbara Renger / Alessandro Stavru
Programm
Raum 0.2001 | |
Einführung in die Thematik | |
15.00 | Günter Abel (Berlin): Formen des Wissens im Wechselspiel |
15.45–16.00 | Pause |
Raum 1.2051 |
|
Propositionales und nicht-propositionales Wissen in der Antike | |
16.00 | Gian Franco Chiai (Berlin): Propositionales und nicht-propositionales Wissen in den herodoteischen Logoi |
16.30 | Ursula Ziegler (Berlin): Überlegungen zum Verhältnis von Übung, seelischer Haltung und Wissen bei Platon |
17.00–17.30 | Pause |
17.30 | Joseph Barnes (Berlin): Xenophon’s Socrates on techne in Memorabilia III |
18.00 | Riccardo Dottori (Rom): Theoretisches, praktisches und technisches Wissen bei Aristoteles (Protreptikos IX und Nikomachische Ethik VI) |
18.30 | Christine Salazar (Berlin): Oribasius on preserving one's health by exercising – how to do it and why it works |
19.00 | Christian Vogel (Berlin): Der Zusammenhang zwischen praktischem Können und theoretischem Wissen in der Ethik des Neuplatonismus |
19.30–20.00 | Pause |
20.00 | Abschlussdiskussion |
Zeit & Ort
18.06.2015 | 15:00 - 21:00
Freie Universität Berlin, Institut für Religionswissenschaft, Fabeckstraße 23-25, Räume 0.2001/1.2051