Assoziiertes Projekt
Ephemer – en vogue – epistemisch. Pastellmalerei des 18. Jahrhunderts und ihre Kanonisierungskonzepte
Kommt die Pastellmalerei in einer von züngelnden Gegensätzen geprägten Phase – dem 18. Jahrhundert – in Mode (en vogue), dürfte ein Grund für die vergleichsweise überschaubare Blütezeit der trockenen Maltechnik in ihrer fragilen Konstitution liegen. Zwar wurden schon damals händeringend Fixierungsmethoden für die weitgehend ohne Bindemittel aufgetragenen Pigmente gesucht, die letztlich jedoch bis heute nicht optimal gefunden sind, kulminieren mittels außergewöhnlicher Synergie von Ausführung und Darstellung in der Pastellmalerei zeitliche Dimensionen des Momentes und Vergänglichen (ephemer). So werden anhand und mithilfe der Pastellmalerei aktuelle Darstellungs- und Wahrnehmungstheorien ausgehandelt, die vor dem Hintergrund des aufkeimenden Sensualismus sowie naturwissenschaftlicher Experimente stehen und somit einen intensivierten epistemischen Diskurs reflektieren (epistemisch), wenn es um die Dokumentation von Naturphänomenen oder die koloristische Abstraktion in vollendeter Monochromie geht.
Anhand der Fallstudien wird einerseits gezeigt, wie sich die jüngere Pastellmalerei gegenüber der etablierten Ölmalerei behauptet und daraus eigene Kanonisierungskonzepte hervorgehen, andererseits welche Faktoren zu ihrer Marginalisierung in der kunstwissenschaftlichen Disziplin geführt haben, obgleich aufwändige Reproduktionsverfahren erfunden wurden, die der Wissensvermittlung dienten und einen Grundstein für die Kunstgeschichte legten.