Verbrieftes Wissen. Anekdoten in antiken Epistelsammlungen
Unterprojekt von Prof. Dr. Melanie Möller
Dieses Unterprojekt befasst sich mit den Bewegungen von Wissen in Anekdoten, die in die uns verfügbaren lateinischen Briefcorpora eingeflossen sind. Aus dem Briefwerk des Plinius sollen systematisch alle Texte, die die Genese und den Transfer eines Wissens erzählen, erfasst und auf ihre anekdotischen Strukturen hin untersucht werden. Andere Sammlungen wie Horazens Versepisteln und Senecas moralische Stücke, aber auch Ciceros drei Briefwerke (Ad Atticum, Ad Brutum, Ad Familiares) sollen eine Vergleichsfolie bieten, die zur Konturierung einer anekdotischen Typologie beitragen kann. Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen eher exemplarisch wirkenden Anekdoten in den Kunstbriefen und als authentisch präsentierten Anekdoten der „echten“ Briefe?
Dabei sollen die Briefsammlungen in ihren Wechselwirkungen als eigene „Oikonomien“ erfasst werden, die gegenüber den Adressaten auch politische Geltungsansprüche artikulieren und deren erzählter Lebenswirklichkeit entscheidende Impulse versetzen. Für die Frage, ob es ein Netzwerk aus Briefanekdoten gibt, ist die Rolle von sog. Wanderanekdoten entscheidend.