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WissensFragen – Der SFB 980 im Gespräch mit ...

21.04.2023 | 10:00
Veranstaltungsreihe

Veranstaltungsreihe

Der Sonderforschungsbereich 980 lädt im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Forschungsbereichen ein, um wissensgeschichtliche Perspektiven und Positionen zu sondieren und Buchneuerscheinungen zu diskutieren.
  

 
20.10.2023, 10 Uhr c.t.
Michèle Lowrie, Department of Classics, University of Chicago
„Caesar and Carmen: il n’a jamais, jamais connu de loi.

When does an anecdote become a story? How explicit must its ideological work be? Mérimée’s novella Carmen is a test case for the intelligibility of Roman reception. The narrator is a Roman historian, tracking down the site of the battle of Munda. He encounters a man with a mysterious past, and the tale made famous by Bizet’s Carmen unfolds. Caesar, lawbreaker and civil warrior, casts a long shadow over the story, which invites the reader to contemplate the insufficiency of human law – among Romans, the Roma, in Spain – before the divine law of God.


17.11.2023, 10 Uhr c.t.
Wolfram Pichler, Kunstgeschichte, Universität Wien
„Das Papier zeichnet mit: Rauschende Bildgründe und ikonische Filterung in Goyas späten Alben“

In seinen letzten Lebensjahren, die er im Exil in Bordeaux verbrachte, führte Francisco de Goya eine Praxis fort, die er gut zwanzig Jahre früher begonnen hatte: Er zeichnete kleine Szenen auf Papier, kombinierte sie mit Bildlegenden und nummerierte die Blätter, um auf diese Weise geordnete Zeichnungssequenzen zu bilden. Gleichzeitig ging er von der Verwendung von Pinsel, Tusche und Wasser zum Zeichnen mit schwarzen Stiften über. Dieser Wechsel von einem nassen zu einem trockenen Medium ließ die Papiertextur deutlicher als vordem hervortreten, da die meisten graphischen Spuren, die Goya auf dem Papier hinterließ, nun von dessen unebener Oberfläche beeinflusst wurden. Die resultierende Pigmentverteilung verrät manchmal mehr über die Beschaffenheit der Papieroberfläche als über irgendetwas sonst. Im Vortrag möchte Wolfram Pichler untersuchen, wie Goya mit dieser neuen Bedingung seiner zeichnerischen Bildproduktion umging. Auf der Grundlage der theoretischen Unterscheidung zwischen Bildvehikel und Bildwelt wird er beschreiben, dass – und wie – Goya das Papier in unterschiedlichem Maß und auf unterschiedliche Weise mitzeichnen ließ. Insbesondere wird Wolfram Pichler zu zeigen versuchen, wie das 'Eigengeräusch' des Materials zuweilen unterdrückt, zuweilen in den Dienst der Bildformatierung gestellt oder sogar zur Kultivierung einer eigentümlichen Darstellungsform herangezogen wurde, die von Werner Hofmann treffend als "präzise Unschärfe" beschrieben worden ist.

24.11.2023, 10 Uhr c.t.
Gernot Michael Müller, Klassische Philologie, Universität Bonn
"Zur Begründung philosophischer Autorität in Ciceros Dialogen"

Cicero entwirft in seinen Dialogen einen dezidiert anderen zeitlichen und personellen Rahmen für den philosophischen Diskurs als im hellenistischen Griechenland: Den dortigen institutionalisierten (Schul-)Gemeinschaften stellt er die informelle Konversation römischer Aristokraten als Freizeitbeschäftigung jenseits des politischen Alltags gegenüber. Daraus ergeben sich nicht nur Veränderungen hinsichtlich Status und kommunikativer Regeln der philosophischen Argumentation, sondern es stellt sich auch die Frage, nach welchen Kriterien Cicero philosophische Autorität in seinen Dialoggemeinschaften konstruiert und legitimiert.

Dieser Frage geht der Vortrag anhand einschlägiger Passagen aus Ciceros Dialogen nach. Sie werden Ciceros Dialoggemeinschaften als Akteure einer spezifisch römischen Variante antiker Philosophie erkennbar machen. Dabei wird sich zeigen, dass die Dialogfiguren diese nicht nur idealtypisch vorführen, sondern auch ein neues Koordinatensystem philosophischer Autorität aus den ihnen vertrauten gesellschaftlichen Normen entwickeln. Daran wird sich schließlich nachvollziehen lassen, wie sich Cicero in seinen späteren Werken als Dialogfigur allmählich zur führenden philosophischen Autorität in seinen philosophischen Gemeinschaften aufbaut.

       

19.01.2024, 10 Uhr c.t.
Antje Wittstock und Cecilia Muratori, Dipartimento di Studi Umanistici, Università di Pavia
„Deutsche Mystik in Übersetzung: Die Erfindung einer europäischen Idee“ (Jacob Böhme)

Im 17. und 18. Jh. entstehen in England eine Vielzahl von Übersetzungen und Adaptationen, mit denen Texte der sog. ‚Mystik‘, vorrangig von Autoren wie Paracelsus (1493–1541), Sebastian Franck (1499–1542), Valentin Weigel (1533–1588) und Jacob Böhme (1575–1624) ins Englische übertragen, kommentiert und in kulturell-sprachlichem Transfer mit einheimischen Ansätzen verbunden werden, so dass eine eigene Sprache und Tradition entstehen.

Einer dieser Vermittler ist der deutsche Emigrant Dionysius Andreas Freher (1649–1728), der sich v. a. mit der Philosophie von Jacob Böhme beschäftigte und der ein umfangreiches Werk hinterlässt, zu dem deutsche und englische Traktate sowie eine große Anzahl von Bildern gehören. In unserem Vortrag sollen am Beispiel des handschriftlichen Werks von Freher, insbesondere seinem Text-Bild-Traktat „An Explication of Three Very Different Tables“ (1703/04; 1717) Einblicke in die Übersetzungsstrategien mystischer Terminologie und deren Einfluss auf den philosophischen Transfer, sowie die Beziehung zwischen interlingualem Übersetzen und visueller Verbildlichung als Mittel der transkulturellen Vermittlung philosophischer Ideen gegeben werden.

 

02.02.2024, 10 Uhr c.t.
Katrin Kogman-Appel
„Catalan Maps and Jewish Books. The Intellectual Profile of Elisha ben Abraham Cresques (1325–1387)“

Der Katalanische Weltatlas ist nicht nur ein bedeutendes kulturhistorisches Dokument, sondern auch zentrale Quelle von unterschiedlichen Bildmotiven für den Auftritt des SFB 980 „Episteme in Bewegung“. Gast des Jour Fixes ist Karin Kogman-Appel, die ihre Monographie Catalan Maps and Jewish Books. The Intellectual Profile of Elisha ben Abraham Cresques (1325–1387) vorstellt, welche sich den Wissenszusammenhängen rund um die Entstehung des Atlas aus judaistischer, kunsthistorischer und wissensgeschichtlicher Perspektive widmet. Schlüsselfigur des Buches ist Elisha ben Abraham Bevenisti Cresques (1325–1387), ein Kartograph im Dienste von König Peter IV. von Aragonien und ein Schreiber sowie Buchmaler hebräischer Bücher. Elisha Cresques wird zu einem Knotenpunkt, an dem die Kartographie mit der Schriftstellerei, die Miniaturmalerei mit wissenschaftlicher Erkenntnis und die Kultur einer Minderheit mit der der Mehrheit konvergiert. Wie es ihm gelang, die Erwartungen seines Auftraggebers und seine eigene kulturelle Identität zu verhandeln und in den politischen, kulturellen und religiösen Diskursen seiner Zeit zu verorten, ist Gegenstand dieses Buches.

     
Die Vorträge finden voraussichtlich als digitaler Stream statt. Nicht-SFB-Mitglieder melden sich bitte bei Interesse unter info@sfb-episteme.de an und bekommen dann einen Zugangslink zugeschickt.
    
        



Zurückliegende Veranstaltungen:    

  
Freitag, der 14.07.2023, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Michael Waltenberger, Germanistische Mediävistik, LMU München
„Abenteuerliche Transzendenzen: Die Gralssuche als epistemische Bewegung?“

Der Gral als sakrales Wunderding, gehütet von einer ritterlichen Elite, war ein zentrales Phantasma der mittelalterlichen adlig-höfischen Kultur. Seine Faszinationskraft klingt im kollektiven Imaginären der Gegenwart immer noch nach – in der Belletristik, im Kino oder in populärwissenschaftlichen TV-Magazinen, aber auch als wichtige symbolische Bezugsgröße diverser esoterischer Lehren. Die moderne Arbeit am Gralsmythos bewahrt allerdings kaum noch dessen vormoderne epistemische Brisanz: Sie bestand nicht darin, dass eine im 12. und 13. Jahrhundert sich eben erst aus religiösen Normhorizonten emanzipierende ‚weltliche‘ Literatur wieder auf geistliche Werte verpflichtet wurde, indem man die originär sinnstiftenden Strukturen des ritterlichen Abenteuers im Zeichen des Grals durch eine einfache Orientierung an Glaubenswahrheit überformte. Die im Gral konturierte Schwelle zur Transzendenz steht der (Erzähl)bewegung des Abenteuers aber nicht äußerlich entgegen, sondern fungiert als produktiver Spannungspol der ihr inhärenten Steigerungslogik. Dies bietet die Möglichkeit einer spezifisch narrativen, in doppelter Hinsicht ‚abenteuerlichen‘ Verhandlung der paradoxen Implikationen der religiösen Grenzziehungen zwischen Immanenz und Transzendenz. Die ersten mittelalterlichen Aktualisierungen des Gralsnarrativs bilden, so gesehen, ein diskursives Experimentierfeld, an dem sich eine eigensinnige Bewegung epistemischer Reflexion beobachten lässt. Dies wäre jedenfalls die These, die der Vortrag anhand von Beispiellektüren aus einschlägigen französischen und deutschen Texten (bes. Prosa-Lancelot, Wolframs Parzival, Heinrichs von dem Türlin Crône) zur Diskussion stellt.

    

Freitag, der 05.05.2023, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Richard Newhauser, English and Medieval Studies, Arizona State University, Tempe
„Senseless in Troy: Chaucer’s Troilus and Criseyde and the Importance of Sensing“

  

Freitag, der 21.04.2023, 10 Uhr c.t.
Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann, Philosophiegeschichte, Freie Universität Berlin
„Aufstieg und Fall der katholischen Aufklärung in Deutschland“

Wenn „katholische Aufklärung“ nicht ein Oxymoron ist, dann muss man diese Bewegung im Rahmen der Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts fassen. Das Reichskirchenrecht definierte bis zum Ende des Alten Reichs im Jahre 1803 die Bedingungen von Aufklärung in den katholischen Territorien im Spannungsfeld von antirömischen Autonomiebestrebungen der geistlichen Territorien und römischem kirchenrechtlichem Zentralismus, Effektuierung der Eigenstaatlichkeit und Volksaufklärung. In diesem Feld schrieb der Dillinger, später Ingolstädter und Landshuter Philosoph und Theologe Johann Michael Sailer seine publizistisch ungemein erfolgreichen Aufklärungsschriften, und sein Schüler Ignaz von Wessenberg, Generalvikar des Reichsprimas Theodor von Dalberg, versuchte, Sailers Anregungen in seinem Bistum Konstanz institutionell zu verwirklichen. Wessenberg scheiterte am Widerstand des römischen Zentralismus; Sailer hingegen rettete den aufgeklärten Katholizismus über die napoleonischen Kriege hinweg in die Romantik, deren Teil er schließlich wurde.

 

Freitag, der 20.01.2023, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Ann-Sophie Lehmann, Universität Groningen
„Materialbiografien und Werkstattwissen“

      

Freitag, der 01.07.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Bardo M. Gauly, Klass. Philologie, Katholische Universität Eichstädt-Ingolstadt
„Anekdoten in Plinius’ Naturgeschichte

Plinius definiert seine Naturgeschichte als Erzählung vom Leben der Natur; allerdings setzt er dieses Leben der Natur in ständigen Bezug zur historischen Entwicklung von Roms Macht und Roms Wissen. Nur dadurch hat die Anekdote als eine Erzählform, die den Anspruch erhebt, auf historischen Ereignissen zu gründen, ihren Platz in der Naturgeschichte. Doch welchen Beitrag leistet sie dazu? Dazu ist zunächst zu klären, wovon die römische Naturgeschichte erzählt und welche Ordnung des Wissens sie etabliert. Im Anschluss werden exemplarisch einige Anekdoten mit Blick darauf untersucht, wie sie die Semantik der Natur modifizieren.
In einer anschließenden Gesprächsrunde soll die Diskussion des Vortrages weitergeführt sowie um die gemeinsame Besprechung ausgewählter Texte der Primär- und Sekundärliteratur zum Thema ergänzt werden.

   

Freitag, der 10.06.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Christina Lechtermann und Jun-Prof. Dr. Wolf-Dietrich Löhr, Ruhr-Universität Bochum
„Handhabe und Anweisung in der ‚Kunstliteratur‘ der Frühen Neuzeit“ (Projekttitel)

Ihm Rahmen des Vortrags werden Ausschnitte aus dem Forschungsprojekt vorgestellt, das sich im Rahmen der Forschungsgruppe „Dimensionen der techne in den Künsten. Erscheinungsweisen – Ordnungen – Narrative“ frühneuzeitlicher ‚Kunstliteratur‘ (Suchbegriff) aus zwei unterschiedlichen fachlichen Perspektiven nähert.

Das kunsthistorische Unterprojekt „Praktiken des Wunderbaren. Inszenierte Techniken und verschleierte Verfahren in italienischen Künstlertraktaten der Frühen Neuzeit“ beschäftigt sich unter anderem damit, wie das technisch Schwierige, Unglaubliche oder Unmögliche, das sich in der rezeptionsästhetischen Kategorie der Bewunderung abzeichnet, in den vorgeblich pragmatisch ausgerichteten Texten durch Leerstellen der Erklärungen herausgehoben und damit das Wissen der Urheber:innen markant betont wird. An Benvenuto Cellinis Reflexionen von Materialien, Werkzeugen und Verfahren in seinen unterschiedlichen Texten kann das produktive Verhältnis von systematischer Inventarisierung, narrativer Verlebendigung und selektiver Ausblendung besonders anschaulich gezeigt werden.

Das literaturwissenschaftliche Unterprojekt fragt nach Präsentationen von techne im gedruckten Buch der Frühen Neuzeit. Geleistet werden soll damit auch ein Beitrag zur Geschichte des Buches und zu Formen historischer Textualität. Druckwerke, die sich der techne widmen, bieten hierzu insofern einen interessanten Ansatzpunkt, als sie sich in einem Netz unterschiedlicher Praktiken inszenieren und sich selbst als Text-Bild-Objekte thematisieren, die im Zusammenspiel mit anderen Objekten Bedeutung konstituieren. Dabei zeigen sie sich in ihren Diagrammen, Bildtafeln oder Modeln als brauchbares und manchmal als staunenswertes Objekt eigener Art.

   

Freitag, der 03.06.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Caroline Levine, Cornell University
„Infrastructures of Collective Life: A Formalist’s Guide to the Climate Crisis“

What do scholars of literature and the arts have to offer in response to the climate crisis? The aesthetic humanities have long traditions of insisting on open-endedness, negation, and inaction. I will argue that in this moment of rapid and destabilizing change, this tradition has reached its political limit. I will make a case for the particular value of formalist methods in rebuilding and remaking our social world. Form has never been an exclusively aesthetic term. A vast range of objects, from sounds to neighborhoods to coral reefs, can be analyzed for their structures and patterns, and in this respect, formalism belongs to all fields, or to none. But for this reason, formalism also has the potential to be a useful meta-disciplinary method, capable of moving between politics and art, between sonnets and public transportation systems. This talk will analyze sustainability in formal terms and focus specifically on the forms of sustainable infrastructure in contemporary cities, including Houston, Barcelona, and the Brazilian cities of Belo Horizonte and Curitiba.

  

Freitag, der 20.05.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. CJ (Claire Taylor) Jones, Medieval Institute, University of Notre Dame
„Feste verwalten: Die Umsetzung liturgischer Normen im spätmittel­alterlichen Kloster“

Im Mittelalter, wie auch noch heute, fiel der Ostertag jedes Jahr auf ein anderes Datum. Zudem war der Kalender damals noch reich an Heiligen, die für die Frömmigkeit von größter Bedeutung waren. Die Vielzahl ihrer Feste erzeugte ständig Terminüberschneidungen mit den Osterfesten. Die allgemeinen Anweisungen zur liturgischen Planung mussten jedes Jahr neu umgesetzt werden, sodass Frauengemeinschaften Freiraum für die Selbstgestaltung ihrer eigenen Frömmigkeit gewannen. Der Vortrag veranschaulicht, wie liturgische Normen weitertradiert wurden und wie flexibel Frauenklöster mit ihnen umgingen.

          

Freitag, der 29.04.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Otto Zwartjes, Université Paris-Cité – Laboratoire d’Histoire des théories linguistiques
„Missionary linguistic documentation and early modern circulation of ideas in a global perspective“

During the age of the great discoveries, missionaries arrived in the newly discovered territories and started to learn, document and describe the local languages with different purposes. In the first place, they needed to communicate with the people in the context of the church, conversion, and later, after conversion, to hear confessions and to preach the faith in the local language. These missionaries did pioneering work, seen in the context of the history of linguistics, since they had to describe hitherto unknown features of languages never studied by westerners before. They started to develop a more appropriate, refined and adapted framework for their linguistic descriptions in order to describe the unkown and complex sound systems and the structures of these languages. They were often impressed by the great linguistic diversity; language could be so much more complex than Latin or Greek, seen from a morphological persepctive, but they also discovered that there were also languages that did not share any morphological property with European languages.

Some missionaries apparently did not focus on the acquisition of the necessary skills for daily communication only, and started to write their “encyclopaedia-like” dictionaries, which often are huge compilations containing information on history, anthropology, sociology, religion, philosophy, botany, geography and many other fields of science. Their written sources were produced in the remote territories outside Europe and often did not reach the academic circles in Europe (mainly the works written in the Philippines and the Americas), but in other cases, mainly works related to China and Japan, reached Europe where they soon became an important field of research, which led to the publication of a great number of works on Asia in Europe, written by these pioneering missionaries.

This presentation concentrates on the circulation of ideas derived from missionary sources from the 16th to the 18th century. Not only some linguistic ideas and approaches of missionaries to linguistic diversity will be discussed, but also – seen in a broader context – their contribution to the history of Human Sciences generally.

     

Freitag, der 18.02.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Westfälische Wilhelms-Universität Münster und Wissenschaftskolleg zu Berlin
„Rituelles Wissen in Bewegung“

Das Ritual der Königskrönung in Frankfurt im Jahr 1764, schrieb Goethe später rückblickend, habe „das durch so viele Pergamente, Papiere und Bücher beinahe verschüttete Deutsche Reich“ wieder für einen Augenblick lebendig dargestellt. Rituale speichern und vermitteln Wissen – aber sie tun es auf andere Weise als Schriftmedien. Rituelles Wissen hat eine andere Struktur als schriftliches Wissen, und auch die Modi und Geschwindigkeiten der Veränderung sind verschieden. Den spezifischen Formen der "rituellen Episteme in Bewegung" und den daraus folgenden Ungleichzeitigkeiten möchte ich an ein paar Beispielen aus der Geschichte des Römisch-deutschen Reiches nachgehen.

       

Freitag, der 28.01.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies, Dr. Eva Elm und Dr. Dorothee Elm von der Osten, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / Humbold-Universität zu Berlin
„Das Wissen von den Tieren in der Spätantike. Transfer und Wandel“

Entsprechend der Konjunktur der Human Animal Studies ist den Tieren in der Antike, insbesondere der Mensch-Tier-Beziehung, in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Studien gewidmet worden. Auffällig ist allerdings die Forschungslücke, die für die Zeit der Spätantike besteht, insbesondere vor dem Hintergrund eines stetigen Anstiegs anderer Publikationen zu dieser wichtigen Transformationsphase.

Das Projekt will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und mit Hilfe eines methodischen und terminologischen Instrumentariums, das im Kontext des SFB 980 „Episteme in Bewegung“ erarbeitet wurde, untersuchen, welche Bewegungen es im Wissen von den Tieren zwischen Antike und Spätantike gegeben hat. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf intra- und transgenerischen sowie syn- und diachronen Veränderungen in Wissensbeständen liegen, die durch den gewählten Fokus auf die Tiere greifbar werden. Mit Hilfe von Wissenskonzeptionen, wie sie insbesondere im Rahmen dieses SFBs entwickelt wurden, soll auf diese Weise auch in den Blick genommen werden, wie genau Neuordnungen des Wissens in der christlichen Spätantike konfiguriert wurden. Der Fokus auf die Tiere soll es also ermöglichen, den Blick auf Veränderungen von Wissensbeständen und -ordnungen zu schärfen und somit darüber hinaus neue Grenzziehungen im Bereich von Identitätsdiskursen nachzuvollziehen.

 

Freitag, der 14.01.2022, 10 Uhr c.t.

Prof. Dr. Hartmut Rosa, Universität Jena
„Dynamische Stabilisierung, Wissen und das gute Leben. Beschleunigungstheoretische Überlegungen“
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Freitag, der 05.11.2021, 10 Uhr c.t.

Dr. Carmen Schmechel, Freie Universität Berlin   
„Fermentation. Eine Wissens- und Kulturgeschichte“

Die Fermentation ist eines der umstrittensten Naturphänomene in der Geschichte wissenschaftlichen Denkens. Seit der Antike hat sie das Interesse von Philosophen, Alchemisten und Physiologen geweckt, die der Fermentation eine Rolle nicht nur in der Lebensmittelverarbeitung, sondern auch in der Herstellung von Edelmetallen, in der Produktion von Blut, und sogar im Wachstum von Lebewesen zuschrieben. Trotz der Allgegenwärtigkeit der Fermentation im westlichen Denken gibt es keine umfassendere historische Studie, die diesen diversen Fermentationstheorien Rechnung tragen würde. Die vorliegende Studie beabsichtigt demnach eine – wenn auch bei weitem nicht erschöpfende – Rekonstruktion dieser mannigfaltigen Geschichte, deren verschiedene Dimensionen (wie etwa das Verhältnis von Fermentation und Putrefaktion zu Krankheit und Gesundheit) in unserer heutigen Welt noch immer präsent sind. Darüber hinaus wird untersucht, wie Gelehrte eine Reihe von Phänomenen nicht nur in der Natur, sondern auch in der menschlichen Kultur als ‚Fermentationen‘ interpretiert haben. Das Erkenntnisinteresse dieses Forschungsprojektes besteht somit darin, die Relevanz von Fermentationstheorien als übergeordneten Rahmen für unser Verständnis der Natur sowie des menschlichen Selbst im westlichen Denken herauszuarbeiten. Durch das Unterstreichen des Transfers von (fermentationsbezogenen) Erkenntnismodellen, beispielsweise von der Chemie in die Philosophie, leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Annäherung der Geistes- und Naturwissenschaften, wie sie heute von führenden Wissenschaftshistoriker/innen gefordert wird.
(Gefördert von der DFG, Projektnummer 432256662)

  

Freitag, der 09.07.2021, 10 Uhr s.t.   

PD Dr. Verena Schulz, Universität Heidelberg
„Formen des ,Vergessens‘ in der römischen Literatur“

Der Vortrag präsentiert Überlegungen zu einer Theorie des ,Vergessens‘ und zu einer Typologie von Vergessensformen, die – inspiriert von modernen soziologischen, psychologischen und philosophischen Ansätzen – für die Analyse von Texten insbesondere der römischen Literatur entwickelt werden. ,Vergessen‘ wird dabei nicht einfach als eine Form des Nicht-Erinnerns verstanden, sondern als teils strategischer Prozess, der die Kontrolle von Erinnerungsinhalten und Wissen beeinflusst. Dynamiken von Vergessen und Erinnern – in den hier vorgestellten Formen des Entfernens, Fokussierens, Ersetzens und Interferierens – bringen kulturelle Gedächtnisse hervor. In der anschließenden Gesprächsrunde soll die Diskussion weitergeführt werden, indem wir ausgewählte Texte aus dem Bereich der römischen Historiographie, Biographie und Rhetorik gemeinsam in einem close-reading-Verfahren interpretieren.

      

Freitag, der 28.05.2021, 10 Uhr s.t.

Prof. Dr. Pietro Daniel Omodeo, Ca’ Foscari University of Venice
“Water in Motion: The Circulation of Knowledge on Sea Tides, Hydrogeology, and Ichthyology in Early Modern Venice”
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This communication explores the early-modern circulation and transformation of water knowledge linked to the Venetian experience. It considers three locally interrelated areas of practical knowledge and scientific enquiry: sea tides, hydrogeology (waterscapes architecture), and ichthyology. I argue that the Venetian context offers a relevant historical case of social circulation of knowledge that involved several actors among whom, the fishermen communities, the Magistrate for Waters (the institution that was deputed to oversee the water management of the lagoon), political authorities, lawmakers, university professors, and court scientists.

      

Freitag, der 07.05.2021, 10 Uhr s.t.

Dr. Michael Friedman, Humboldt-Universität zu Berlin
“Towards a critical edition of Ḥibbur ha-Meshiḥah ve-ha-Tishboret by Abraham Bar Ḥiyya”
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As Israel Ta-Shema noted in 1993, the “medieval Hebrew book […] often seems perplexingly left in mediis rebus and intrinsically incomplete”. By this he points out the phenomenon of fluidity and flexibility in medieval Hebrew manuscripts, being in a state of an ‘open book’– emphasizing the dynamic state of the text and its transformational character. Do these insights apply to medieval Hebrew mathematical texts? Do they form a special sub-class of texts? In order to examine this question, I will look into the history of copying, transmission and reception of one of the first mathematical manuscripts in Hebrew written in the 12th century by Abraham bar Hiyya: “A treatise on measurement of areas and volumes” (“Ḥibbur ha-Meshiḥa ve-ha- Tishboret”), a text which was later translated into Latin in 1145 as “Liber embadorum”. With this manuscript I aim to examine, whether there were special characteristics of the transfer of knowledge, seen with the various copying and the translation practices, considering medieval Hebrew (and Latin) mathematical texts. 

Michael Friedman is a historian of mathematics and a post-doc at the excellence cluster “Matters of Activity” of the Humboldt University, Berlin. The focus of his research is on how material, visual and symbolical knowledge and practices in mathematics interact with each other. More specifically, his research examines the material practices of mathematics (folding, weaving, braiding, knotting, as well as three-dimensional models) and how symbolical-mathematical knowledge was prompted by them. Selected publications: “Haüy, Weiß, Fröbel: the influence of nineteenth-century crystallography on the mathematics of Friedrich Fröbel’s kindergarten” (Paedagogica Historica, 2021); and: A History of Folding in Mathematics. Mathematizing the Margins (Birkhäuser, 2018).

  

Freitag, der 29.01.2021, 10 Uhr c.t.

Dr. Ann-Sophie Lehmann, History & Material Culture, Department History of Art, Architecture and Landscapes, University of Groningen
“Do-it-Yourself Pictures. Crispijn van de Passe II Visualisations of Jan Amos Comenius’ Epistemic Concepts”

When the eminent educator and religious reformer moved to Amsterdam in 1657, a number of influential citizens sponsored him. With their support, Comenius was able to quickly publish his collected didactic works and a Dutch translation of one of his Latin primers in 1658. Both were illustrated by Crispijn van de Passe II, who had an international pedigree equaling that of the author and much experience with translating epistemic concepts into pictures. De Passe’s engravings differ entirely from the woodcuts made for the Orbis Pictus issued in Nuremberg in the same year and have not been subject to art historical investigation. In return for the generous support, Comenius taught the sons of his sponsors, using the said illustrated Latin primer. This exceptionally ‘thick’ historical context allows us to get a glimpse at how Comenius’ teaching philosophy - that grounded knowledge-making in everyday experience and thus prefigures essential reform pedagogical paradigms - was brought into practice. In particular, we may reconstruct how De Passe's pictures meticulously served an educational approach that famously advocated ‘learning by doing’.      

     

Freitag, der 15.01.2021, 10 Uhr c.t.

Dr. Gösta Ingvar Gabriel, Emmy Noether-Nachwuchsgruppenleiter Altorientalistik, Freie Universität Berlin
„Mytho-historische Erzählstoffe als Deutungsmachtarenen im antiken Babylonien“
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Mythen spielten im antiken Babylonien eine zentrale Rolle. Sie deuten die Vergangenheit, legitimieren die Gegenwart und erlauben einen Blick in die Zukunft. Wer Macht über die Deutung der Vergangenheit besitzt kann somit gegenwärtige Ansprüche politischer Macht untermauern, die sich in die Zukunft erstrecken. In dieses Umfeld gehört auch die babylonische Historiographie, die entsprechend der emischen Weltsicht mythische und historische Erzählstoffe miteinander verbindet. Im Vortrag wird dargelegt, wie die ‚Sumerische Königsliste‘, die vielleicht wichtigste babylonische Chronik, immer wieder überarbeitet wird. Sie wird fortlaufend entsprechend veränderter Weltdeutungen reaktualisiert. Als mytho-historischem Werk unterliegt sie dabei der Restriktion, dass nichts gestrichen werden darf, nur geändert oder hinzugefügt. Hierdurch entstehen Schichten, in denen sich ältere und jüngere Weltdeutungen überlagern. Im Laufe dieser Schichtungen entsteht unfreiwilliger Weise ein neuer mythischer Zeitabschnitt, der inhaltlich nicht definiert ist. Dieses mythische Vakuum greift die Herrscherliste von Lagaš auf, indem sie es mit einer neuen Erzählung füllt. Diese neue Erzählung stellt einen Angriff auf die Weltdeutung und den Anspruch der ‚Sumerischen Königsliste‘ dar. Auf diese Weltdeutungsattacke reagieren die Tradenten der ‚Sumerischen Königsliste‘ wiederum, indem sie den unfreiwillig entstandenen Zeitabschnitt beseitigen. Die Herrscherliste von Lagaš verliert damit ihren argumentativen Anknüpfungspunkt. An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich an den Veränderungen und den Interaktionen von Texten und Stoffen ein intensiver Wettstreit greifen lässt. Die untersuchten mytho-historischen Werke erweisen sich dabei als babylonische Deutungsmachtarenen.

              

Freitag, der 20.11.2020, 11 Uhr c.t.

Dr. Alice Isabella Sullivan, Art Department, University of Michigan
“Late Medieval Visual Culture on the Margins of Europe”

The late medieval visual culture of Eastern Europe—which developed at the crossroads of the Latin, Greek, Slavic, and Islamic cultural spheres—has been little explored within art history, medieval studies, and Byzantine studies. Yet the material evidence from regions of the Balkan Peninsula and the Carpathian Mountains speaks in ever fresh way to the kinds of cultural contacts and transfers of knowledge that extended across Eastern Europe and the Mediterranean between the fifteenth and sixteenth centuries in particular. My lecture focuses on several examples of art and architecture from the former principality of Moldavia (today in modern Romania) that exhibit an eclecticism with the respect to sources, with features adopted from Gothic and Byzantine-Slavic models alongside local forms. The study of these objects and monuments reveals the complexities of cultural exchange and the processes of visual translation in this east Carpathian region during the late medieval period, while offering models for how other plural visual cultures could be approached.

Alice Isabella Sullivan, PhD ist Stipendiatin der VolkswagenStiftung und Andrew W. Mellon Postdoctoral Fellow in the Humanities und in diesem Jahr Gast am Dahlem Humanities Center der Freie Universität Berlin.

      

Freitag, der 11.02.2020, 18 Uhr c.t.

Dr. Marinos Sariyannis, Institute for Mediterranean Studies (IMS), Foundation for Research and Technology, Griechenland
“Approaches to Knowledge in Ottoman Intellectual History”
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The subject of the lecture will be the Ottoman “world of knowledge”, meaning the way Ottomans conceived the limitations of human knowledge; in other words, Ottoman epistemology and gnosiology. The focus, however, will be not so much in the philosophical dimensions of the subject; rather, it will seek to explore its historical development: the way the horizons of this mental universe were delineated, in space, time or dimension, and the way they were expanding (or contracting) with time; the way this universe was seen as having limits, showing fields that could not (or should not) be known – and the way these limits were shifting to and fro in the continuum of reality. There are horizons in time: namely, every culture in a given moment has a conception of how far can it trace back human history, but also of whether it can predict future developments somehow. There are horizons in space: every conception of the world has its well-known (or less well-known) territories, beyond which there are terrae incognitae, either to be explored or considered the place for wonders and strange phenomena par excellence. Finally, there is what can be called horizons in dimension: from the microcosm of the human body and its function to the macrocosm of the supralunary world, relations, hierarchies and correspondences influence the way we think of the universe and of what can be known about it.

          

Freitag, den 29.11.2019, 10 c.t.

Prof. Dr. Mathias Herweg, Karlsruher Institut für Technologie
„Aufzählen im Erzählen: Der Roman als ‚genus colligens‘“

Einer Reihe bes. spätmittelalterlicher und barocker Romane wurde in jüngerer Zeit eine Poetik des Enzyklopädisierens und des Sammelns bescheinigt; dazu zählen u.a. der ‚Jüngere Titurel‘, ‚Reinfried von Braunschweig‘, Wittenwilers ‚Ring‘, Ulrichs und Hartliebs ‚Alexander‘, ‚Faust-‘ oder ‚Wagnerbuch‘, in inkommensurabler Weise auch Fischarts ‚Geschichtklitterung‘. Schon jenseits der Epochengrenze liegen einige Monumentalromane des Barock, für die der Romantiker Eichendorff das Verdikt ‚tollgewordene Realenzyklopädien‘ geprägt hat. Schon die Auswahl legt nahe, dass das ‚Sammeln‘ hier nicht um seiner selbst willen geschieht, sondern einer spezifischen Logik folgt, die synchron und diachron, gattungs- und texttheoretisch zu beschreiben ist: Wie ‚funktioniert‘ Sammeln in Erzähltexten? Welches Autorkonzept, welcher Geltungsanspruch steckt dahinter, wie geht das Publikum mit dem Dargebotenen um, das den Erzählfluss mehr oder minder lang unterbricht? Und vor allem: Warum ist gerade der Roman so offen für Sammlungen epistemisch-literarischer Bestände? Von genrepoetischer Seite her ist also zu fragen, welchem Konzept, welcher Logik und welchen Bedürfnissen solche Sammlungen folgen und wie sie sich zum Erzähl(t)en verhalten, von epistemischer, was mit gesammeltem Wissen geschieht, wenn es in die Dynamik des Erzählens gerät, nicht mehr nach Fachsystematik, sondern nach narrativen Strukturen wie einer Reiseerzählung ausgewählt wird.
Das Sammeln als Aspekt einer (weitergesteckten) enzyklopädischen ‚Schreibweise‘ im Roman interessiert mich für den Berliner Anlass primär als generische (und erst sekundär auch epistemische) Praxis. Sie erstreckt sich nicht nur auf außerliterarisches Wissen, sondern auch auf intertextuelle und selbstreferenzielle Bezüge, auf das Verfügen über das Stil-, Motiv- und Erzählreservoir einer bereits ausdifferenzierten Gattungsgeschichte. In beidem scheint sie an bestimmte ‚Sitze im Leben‘ und Publika geknüpft zu sein, in beidem aber auch auf zählebige Vorbehalte gegenüber der Gattung zu reagieren. Die skizzierten Aspekte sollen an Fallbeispielen erwogen, die Fallbeispiele wiederum in ihre weiteren genrepoetischen Bezüge eingebettet werden.

           

Freitag, den 07.06.2019, 10 c.t.

Prof. Natalia Filatkina, Historische Sprachwissenschaft, Universität Trier
„Übersetzungskulturen und sprachliche Dynamiken der Verständigung im Spiegel frühneuzeitlicher Sprachlehrbücher“

Der US-amerikanische Sprachphilosoph und Kulturkritiker Steiner beschreibt jede sprachliche Handlung als Übersetzung („Every language act is a translation") und Übersetzung generell als eine fundamentale anthropologische und kulturelle conditio humana (Steiner 2008: 1-3). Begründet sieht er seine These darin, dass jeder Akt intendierter schriftlicher wie mündlicher, intra- wie interlingualer Kommunikation an die Übertragung und Verhandlung von sprachlichen Zeichen, ihre Kodierung seitens des Sprechers/Schreibers und Dekodierung seitens des Hörers/Lesers gebunden ist (vgl. lat. translatio ‚Übertragung, Versetzung‘).

Bezogen auf die frühneuzeitlichen Sprachlehrbücher gestaltet sich die zentrale Rolle der Übersetzung noch deutlicher, auch wenn die Quellen keine eigene Theorie der Übersetzung enthalten. Beflügelt durch die Mehrsprachigkeit, aber auch durch das Oszillieren zwischen unterschiedlichen kulturellen Traditionen (praktische Bedürfnisse des kaufmännischen bzw. adligen oder bürgerlichen Alltags, humanistische Lexikographie, didaktische Werke, sprachtheoretische Ausführungen über die Normen des Deutschen) entwickeln die Sprachlehrbücher besondere Praktiken und Techniken der Übersetzung im Sinne eines hermeneutischen, kulturellen, medialen und materiellen Transferprozesses. Konkret sollen im Vortrag folgende Fragenkomplexe diskutiert werden:

  • Welche Techniken der Übersetzung werden verwendet? Woran orientieren sich die Verfasser (z.B. am Kriterium der Verständlichkeit oder der Idiomatizität)?
  • Wann und bei welchen Wissensstrukturen scheitert die Übersetzung bzw. wann erfolgt sie nicht? Welchen Platz nimmt das Nicht-Übersetzte ein und wie ist es auf unterschiedliche Teile der Sprachbücher verteilt? Können unterschiedliche Techniken auch im Umgang mit dem Nicht-Übersetzbaren erkannt werden?
  • Wie reagieren die Sprachbücher auf die zeitgenössischen parallel verlaufenden Diskussionen über sprachliche Normen des Deutschen als Schriftsprache? Welche Normen werden wie adaptiert, transformiert bzw. ignoriert oder verletzt?

                     

Freitag, den 03.05.2019, 10 c.t.

Prof. Dr. Konrad Hirschler, Institut für Islamwissenschaft, Freie Universität Berlin
„Vergangene Wissenskulturen monumentalisieren: Materialität und Lokalität post-kanonischer Hadith-Manuskripte“

Während sich die arabistische/islamwissenschaftliche Forschung zum Hadith (den Überlieferungen zu Aussagen und Verhaltensweisen des Propheten Muhammad) lange ausschließlich mit textspezifischen Fragen beschäftigt hat, rücken heute vermehrt materiale Aspekte der Hadith-Überlieferung in den Fokus. Manuskripte, Bibliotheksbestände und damit verbundene Gattungen der islamischen Wissenschaftsgeschichte eröffnen neue Perspektiven einer islamischen Objektgeschichte, die einerseits die Verbindung gesellschaftlicher und gelehrter Praktiken, andererseits regionale Spezifika einzelner Orte der Wissensproduktion stärker herausarbeiten lässt.

Der Islamwissenschaftler Konrad Hirschler hat sich als Experte für die islamische Buch- und Schriftkultur der Mamlukenzeit intensiv mit den materialen und medialen Transfers mittelalterlicher Manuskriptkulturen und gelehrter Praktiken beschäftigt. In seinem Vortrag wird er das Genre des „postkanonischen“ Hadith, d.h. der kürzeren, thematisch konzedierten Hadith-Sammlungen in den Kontext islamischer Buch- und damit Objektgeschichten einordnen. Mit dem Begriff der Monumentalisierung diskutiert er zugleich eine den Hadith-Kompilationen eingeschriebene historische Perspektive auf die vorausgegangene „klassische“ Zeit islamischer Wissensgeschichte und die kanonischen Wissensbestände.

  

Freitag, den 14.12.2018, 10 c.t.

Prof. Dr. Jürgen Renn, MPI für Wissenschaftsgeschichte
„Momente der Wissensevolution
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Freitag, den 30.11.2018, 10 c.t.

Prof. Dr. Charlotte Schubert, Universität Leipzig
„Digital Plato“
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Die Rezeption des platonischen Oeuvres in der Antike ist vielfältig und noch nicht annähernd vollständig erforscht. Das durch die VolkswagenStiftung geförderte Projekt Digital Plato hat zum Ziel, die Nachwirkung und Rezeption des platonischen Werkes in der antiken griechischen Literatur anhand einer Zusammenstellung der Textstellen zu erschließen, an denen Platon paraphrasiert wird. Auf der Grundlage existierender Ansätze aus dem Bereich der Paraphrasing Technology und der vielfältigen digital vorliegenden Sekundärmaterialien zu dem Platonischen Werk und der altgriechischen Literatur soll eine Paraphrasensuche entwickelt werden, die bei der Recherche auf Zitaten, Synonymen, angrenzende Termini und äquivalenten oder kombinierbaren Elemente im Corpus Platonicum aufbaut und, ggf. über eine ‚Klassifikation‘ von im nachplatonischen antiken griechischen Schrifttum enthaltenen Sätzen bzw. zusammenhängenden Sätzen in Bezug auf die Platonische Begriffswelt, das Auffinden indirekter Zitate und nicht-wörtlicher Paraphrasen ermöglicht.

Der so erstellte Paraphrasen-Thesaurus wird der Öffentlichkeit insbesondere über ein Web-Portal mit angepassten Such- und Einstellungsmöglichkeiten zugänglich gemacht, die eine explorative Analyse der Nachwirkung und Rezeption des Platonischen Werkes in der antiken griechischen Literatur ermöglichen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zudem auf andere Fragestellungen aus der Philosophie und Literaturgeschichte übertragbar sein. Sie sollen die Grundlage dafür bilden, dass auch in anderen Epochen nach der Durchdringung großer Textkorpora mit gelehrten oder ironischen Anspielungen gesucht werden kann. Weiterhin möchten wir einen Beitrag zur Differenzierung des Paraphrasenbegriffs in der Informatik und Computerlinguistik leisten, die sich aus der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Funktionen von Paraphrasen in der rhetorischen Tradition von Metaphrase, Paraphrase und Allusion ergibt.

Digital Plato ist ein Verbundprojekt mit Projektpartnern aus der Klassischen Philologie (Prof. Dr. Sier, Universität Leipzig), der Alten Geschichte (Prof. Dr. Schubert, Universität Leipzig), der Korpuslinguistik (Prof. Dr. Scharloth, TU Dresden) und der Informatik (Prof. Dr. Molitor / Dr. Ritter, Universität Halle-Wittenberg). Das Projekt wird im Rahmen der Förderschiene „Offen – für Außergewöhnliches“ der VolkswagenStiftung gefördert. Die Projektlaufzeit beträgt 3 Jahre (2016–2019).

Quelle: https://digital-plato.org/

           

Freitag, den 9.11.2018,10 c.t.

Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, TU Dresden
„Invektivität und die Konstituierung von Öffentlichkeit in der Reformationszeit“
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Die Epoche der Reformation gilt seit längerem als Entstehungszeit einer spezifisch frühneuzeitlichen ‚public sphere‘, lange bevor sich jene von Jürgen Habermas skizzierte Sphäre einer kritisch raisonnierenden Öffentlichkeit herausbildete. Über ihre Ausprägung und Reichweite wird bis heute kontrovers diskutiert. Das frühneuzeitliche Forschungsprojekt im Kontext des Dresdner SFB 1285 „Invektivität“ untersucht, ob und wie Erscheinungsformen des Invektiven in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind, welche Funktionen sie erfüllten und welche Dynamiken sie entfalteten. Der Vortrag versucht diesen Zusammenhang exemplarisch zu verdeutlichen und dabei zugleich einige Grundannahmen des an der Technischen Universität Dresden angesiedelten SFB 1285 „Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“ vorzuführen.

     

Freitag, den 13. Juli 2018,10:00 c.t.

Prof. Irene Peirano Garrison, Department of Classics, Yale University
“Anecdotes in search of an author: towards a new reading of Seneca the Elder”

Seneca the Elder’s collection of declamatory excerpts is typically read as a self-indulgent work of slavish subordination to the Roman moralistic critique of rhetoric. What is missing from this account of Seneca as a pessimistic moralizer, however, is an appreciation of the literary form in which his endlessly excerpted literary anecdotes are couched. In the Controuersiae and Suasoriae, Seneca has assembled excerpts from the declamations of the most acclaimed practitioners of his generation arranged by theme and interspersed with his own judgments and observations addressed to his sons. The author’s pronouncements are embedded in a sophisticated narrative structure in which Seneca alternates between expressing his own opinions and reporting, sometimes in direct speech, the views of others. This sophisticated alternation of voices should caution us against accepting the conventional reading of Seneca the Elder as a disillusioned critic of declamation embarking reluctantly on a history of the genre. As a provincial from Spain, Seneca was an outsider and new arrival onto Rome’s literary scene. In this talk, Prof. Irene Peirano Garrison suggested that Seneca’s appropriation of the conventional Roman persona of the moralist is a strategy of self-promotion and goes hand in hand with a more subtle cultural agenda.

The following workshop “Suetonius’ De poetis: the anecdote between biography and commentary” discussed Prof. Irene Peirano Garrison's most recently published article “Between Biography and Commentary: The Ancient Horizon of Expectation of VSD” (accompanied by selected texts with a focus on the Suetonian De poetis).

          

Freitag, den 1. Juni 2018,10:00 c.t.

Dr. Angelika Linke, Historische Sprachwissenschaft, Universität Zürich
„Der Esstisch – vom Repräsentationsort zum Gesprächsmöbel. Eine kultur- und kommunikationsgeschichtliche Skizze“

Der Esstisch ist Ort der Verbindung von Essen und Gespräch zum „soziologische Gebilde der Mahlzeit“ (Simmel), er ist ebenso Nutzmöbel wie auch Repräsentationsfläche und materialer Nukleus kommunikativer Praxen. Er ist bis weit in die frühe Neuzeit hinein ein bewegliches und unterdeterminiertes Objekt – seine feste Installation findet erst im 18. Jahrhundert statt. Die Zurüstung und Nutzung des Esstisches – für die Präsen­tation der Speisen, den Körperauftritt der Essenden, das gesellige Gespräch – variiert historisch wie sozial. Gefragt wird nach der kulturellen Zeichenhaftigkeit des Esstisches als Ort des Zeigens wie des Redens und damit nach seiner Funktion als Medium gesellschaftlicher Selbstrepräsentation und Selbstverständigung.

Angelika Linke ist Professorin für deutsche Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte der Neuzeit an der Universität Zürich und ständige Gastprofessorin am Forschungskolleg „Sprache und Kultur“ der Universität Linköping (Schweden). Sie ist Gründungsmitglied des Studienprogramms „Kulturanalyse“ der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich. Forschungsschwerpunkte: Kommunikationsgeschichte der Neuzeit, kulturanalytische Linguistik, Zeichentheorie, Kulturgeschichte der Körpersemiotik.

   

Freitag, den 18. Mai 2018,10:00 c.t.

Prof. Shane Butler, Department of Classics, Johns Hopkins University
“Ghost Machines”
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In a pair of lectures given at the Collegio Romano early in the seventeenth century, Famiano Strada, professor of eloquence, delighted audiences with a fictitious account of a lavish contest a century before. Dressed as their favorite ancient poets, the leading humanists of the day (Pontano, Bembo, Castiglione, etc.) were carried down the Tiber, Strada explains, perched on a floating Parnassus. Each later offered, in the guise and style of his ancient model, a new poem; these, of course, are really Strada’s own virtuosic compositions, and their topics include a remarkably precocious attempt to imagine the electric telegraph. Reconsidering this odd text in order to rethink the workings of classical reception, this paper will argue that beneath the fun lies a startling disruption of the space-time continuum, by which the present, haunted by a past already haunted by another past, suddenly finds itself connected to a dimly seen future.

Shane Butler is Nancy H. and Robert E. Hall Professor in the Humanities and Professor and Chair of Classics at Johns Hopkins University, Baltimore.

   

Freitag, den 20.04.2018, 10:00 c.t.

Dr. Fabian Krämer, Wissenschaftsgeschichte, LMU München
„Ein Zentaur in London: Lektüre und Beobachtung in der frühneuzeitlichen Naturforschung
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Mit der »Wissenschaftlichen Revolution« wird ein zentrales Gründungsnarrativ der Moderne zunehmend in Zweifel gezogen. Der Band zeigt, dass es keine plötzliche Abwendung von der Buchgelehrsamkeit zugunsten des Empirismus gab, und leistet so einen wichtigen Beitrag zu dieser Diskussion.

Die mehrfach international ausgezeichnete Arbeit weist nach, dass Lesen und Beobachten für Naturkundige lange keinen Gegensatz darstellten. So gingen eigene, detailliert protokollierte Beobachtungen bei ihnen Hand in Hand mit aus der Literatur zusammengetragenen Berichten und Bildern. Phänomene, die modernen Lesern unglaubwürdig erscheinen, wurden dadurch über Jahrhunderte hinweg tradiert – die Geburt eines Fohlens mit Menschenkopf etwa, der sagenumwobene Basilisk, dessen Blicke töten konnten, oder weit im Osten vermutete »monströse Menschenrassen«.

Der Verfasser zeigt, dass das Lesen als Modus der Wissensproduktion mit dem frühneuzeitlichen Aufstieg der Beobachtung nicht an Bedeutung verlor. Die Lektürepraxis veränderte sich aber ebenso substantiell und folgenschwer wie die Beobachtungspraxis. Für die Auseinandersetzung »aufgeklärter« Naturkundiger mit »Fabelwesen« wie Zentauren war gerade die »kritische« Lektürepraxis zentral, nicht die Beobachtung. (Ankündigungstext des 2014 im Didymos-Verlag erschienenen Buches.)

   

Freitag, den 9.02.2018, 10:00 c.t.

Prof. Dr. Stephan Dusil, Dr. Gerald Schwedler, Dr. Raphael Schwitter, Universität Leuven/ Universität Zürich
„Exzerpieren – Kompilieren – Tradieren. Transformationen des Wissens zwischen Spätantike und Frühmittelalter“

Das Phänomen der Transformation und Tradition von überlieferten Wissensbeständen zeigt sich in kaum einer Epoche der europäischen Geschichte derart markant wie in der Scharnierphase zwischen Antike und Mittelalter. Über einen Zeitraum großer Instabilität hinweg wurde ein der Differenziertheit spätrömischer Gesellschaft entsprechendes hochkomplexes Wissen transformiert, reduziert und reorganisiert. Dazu kamen im Bereich der Literatur, aber auch in fachwissenschaftlichen Texten und in den Rechtscorpora unterschiedliche Techniken und Strategien quantitativer Verdichtung und Verkürzung zum Einsatz. Aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen beleuchten die Beiträge des Bandes diese vielfältigen Reduktionsprozesse in Gallien, Spanien und Italien vom 4. bis zum 8. Jh. und gehen dabei insbesondere der Frage nach, inwiefern durch Exzerpieren, Kompilieren und selektives Tradieren eine Komplexitätsreduktion beziehungsweise eine Komplexitätsverlagerung stattfand. Dabei werden neue Zugänge zur Bewertung des spätantiken und frühmittelalterlichen Umgangs mit antikem Wissen gewiesen sowie innovative und kreative Praktiken offengelegt, mit denen in der untersuchten Periode vergangene Wissensbestände fruchtbar gemacht wurden. (Klappentext des 2017 bei De Gruyter erschienenen Buches)

Im Anschluss an den Jour fixe fand ein vertiefender Workshop statt.
     

Dienstag, den 23. Januar 2018

Dr. Grigory Kessel, Austrian Academy of Sciences / University of Manchester
“Sinai Palimpsest Witnesses of the New Testament Apocrypha”

The presentation is going to deal with two palimpsests preserved in the collection of the monastery of St. Catherine on Mount Sinai, namely Arabic 514 and Arabic 588 that were included in the ‘Sinai Palimpsests Project’ (directed by M. Phelps and C. Rapp). Although the two palimpsests under consideration were not totally unknown to scholars, none of them was studied systematically with an attempt to identify the manuscripts and texts that were reused for their production. Two Arabic manuscripts have much in common. Both are palimpsests throughout and both were made out of different manuscripts, mostly in Syriac language. In my talk, I will introduce the Syriac manuscripts that were reused with a particular attention to the apocryphal texts that have been identified.

     

Freitag, den 15.12.2017, 10:00 c.t.

Dr. Kirill Abrosimov, Frühe Neuzeit-Forschung, Universität Augsburg
„Höflich oder rücksichtslos? Zur Theorie und Praxis der Kritik als einer Form journalistischer Wissensproduktion in der französischen Aufklärung“

Gastvortrag auf Einladung des romanistischen Teilprojekts A07 „Erotema. Die Frage als epistemische Gattung im Kontext der französischen Sozietätsbewegung des 17. und frühen 18. Jahrhunderts“ (Leitung: Prof. Dr. Anita Traninger).

      

Freitag, den 24.11.2017, 10:00 c.t.

Dr. Thomas Wallnig, Institut für Geschichte, Universität Wien      
„Digitale Annäherungen an Dynamiken frühneuzeitlichen Wissenswandels“

Gastvortrag auf Einladung des gräzistischen Teilprojekts C06 „Transfer und Überlagerung. Wissenskonfigurationen in der Zeit der griechischen homines novi im Osmanischen Reich (1641–1730)“ (Leitung: Prof. Dr. Miltos Pechlivanos).

     

Freitag, den 10.11.2017, 10:00 c.t.

Prof. Christopher Rowe, Department of Classics and Ancient History, Durham University
“The Eudemian and Nicomachean Ethics: phronesis, sophia, and the ‘common’ books”

After introducing my current project for a new text of the Eudemian Ethics, I shall ask a specific question that is central to that project: how content should we be with the present practice of including the so-called ‘common’ books in the Eudemian (and indeed the Nicomachean) Ethics? The paper focuses especially on the use of the terms phronesis and sophia in – what we are accustomed to calling – the two treatises; I shall end by raising fundamental questions about what exactly an Aristotelian ‘treatise’ is.

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Von 14–16:00 findet eine den Inhalt der Vorlesung vertiefende Seminardiskussion statt. Da die Platzzahl begrenzt ist, ist eine Teilnahme nur mit vorheriger Anmeldung möglich: info@sfb-episteme.de.

Gastvortrag und Seminar auf Einladung des gräzistischen Teilprojekts A04 „Prozesse der Traditionsbildung in der De interpretatione-Kommentierung der Spätantike“ (Leitung: Prof. Dr. Gyburg Uhlmann).
                        

Freitag, den 20.10.2017, 10:00 c.t.

Prof. Olga Lucia Lizzini, Ancient and Mediaeval Philosophy, Universität Amsterdam
“An essential aspect of the Graeco-Arabic influence on 12th–13th century Metaphysics: the conception of fluxus”

Gastvortrag auf Einladung des philosophischen Teilprojekts B03 „Imaginatio. Imaginatives Sehen und Wissen – Theorien mentaler Bildlichkeit in Philosophie und Theologie des Mittelalters“ (Leitung: Prof. Dr. Anne Eusterschulte).
   

Freitag, der 9.06.2017, 12:30 s.t.

Florian Lippke, BIBEL+ORIENT Museum Universität Freiburg (CH)
„Weltzugänge prähellenistischer Epochen – Über antik-kulturelle Grundlagen und ihre Bedeutung für den heutigen Religionsdiskurs“

Dokumentation und Kodifizierung von (Welt-)Wissen ist in hohem Maße von epochalen Parametern abhängig. Das Erheben und Entschlüsseln dieser Parameter ermöglicht ein adäquat-historisches Verständnis antiker Religionen und ihrer jeweiligen Symbolsysteme. Im Rahmen des Vortrages werden Fragen nach Gegenstand, Theorie und Methode bei der Erhebung antiker Symbolsysteme gestellt und für den östlichen Mittelmeerraum beantwortet. Exemplarisch liegt ein Akzent auf der Herausbildung der Heiligen Schriften in Judentum, Christentum und Islam in vergleichender Perspektive. Die Auswirkungen der prähellenistischen Grundlagen auch für hellenistische, römische und byzantinisch-spätantike Diskurse werden darüber hinaus aufgezeigt und zur Diskussion gestellt.

Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Besuch des Pergamonmuseums mit Florian Lippke. Bei der Führung werden vom Vortragenden ausgewählte Objekte vorgestellt.

Florian Lippke, Theologe und Altertumswissenschaftler, studierte in Tübingen, Jerusalem und Bern Evangelische und Römisch-Katholische Theologie nebst der vorderasiatischen Archäologie, der altorientalischen Philologie und der Ägyptologie. An allen drei Studienorten war er als Assistent und Dozent tätig. Neben der Studienleitertätigkeit am „Laurentius-Klein-Lehrstuhl für Biblische und Ökumenische Theologie“ in Jerusalem unterrichtete er während der letzten Dekade vornehmlich an Hochschulen in Europa und im Nahen Osten. Aktuell bekleidet Lippke das Amt des Kurators für Vorderasien und Levante am BIBEL+ORIENT Museum der Universität Freiburg. Seine Spezialgebiete sind semitische Sprachen, biblische Exegese und die Archäologie Syrien/Palästinas unter Einbezug der mediterranen Religions- und Kultur- und Mediengeschichte.

Gastvortrag auf Einladung des arabistischen Teilprojekts A05 „Von Logos zu Kalām: Figurationen von Sprachwissen in der vorderorientalischen Spätantike" (Leitung: Prof. Dr. Angelika Neuwirth).

        

Freitag, den 16.06.2017, 10:00 c.t.

Prof. Dr. Jürgen Paul Schwindt, Universität Heidelberg:
„Die Umschrift des Todes – Zur ‚Realpräsenz‘ der Zeichen in Vergils Aeneis

Der Vortrag präsentiert einen Ausschnitt aus neueren Heidelberger Untersuchungen zur Epistemologie des augusteischen Zeitalters. In intensiver Lektüre der überlieferten Texte erschließen sich die Koordinaten eines Denkens, das mit den herkömmlichen Interpretationen der „Klassischen Literatur“ nicht immer in Übereinstimmung zu bringen ist. Es ist Properz, der im ersten Buch seiner Elegien die Formen und Zeichen für eine neue Sprache und ein neues Denken des Todes konfiguriert hat. Ein Name für dieses Denken des Lebens aus dem Tode ist noch nicht gefunden. Seine Leistung aber kann klar bestimmt werden. In Vergils Aeneis entwickelt es eine ganz erstaunliche Produktivität.

Der Vortrag versteht sich als Beitrag zur Aufhellung der Wissensordnung(en) eines Textes, der sich ganz von den Rändern her entwirft und zur Darstellung bringt. Küsten, Mauern, Schwellen sind die motivisch gewordenen Versatzstücke dieses Bauplans. Um zu verstehen, wir die Aeneis denkt, müssen wir freilich tiefer graben und uns den „katabatischen Ordnungen“ und dem merkwürdigen Gebrauch der Schrift und der Zeichen zuwenden. Deutlich werden könnte so, wie der Prozess der Selbstbestimmung des Textes (als „Literatur“) mit der Entwicklung einer nachdrücklichen Dissidenz (als „Politik“) gegen populäre Heilserwartungen zusammengeht.

Jürgen Paul Schwindt ist seit 2000 Direktor des Seminars für Klassische Philologie der Universität Heidelberg. Er ist Sprecher der 2014 an der Universität Heidelberg wiederbegründeten Komparatistik (als „Klassischer und Moderner Literaturwissenschaft“) und Gründungsdirektor der „Internationalen Koordinationsstelle Theorie der Philologie“. Am Heidelberger SFB 933: Materiale Textkulturen leitet er das Teilprojekt C03: „Zeitformen – Raumformen. Strategien der Verhandlung von Materialität und Präsenz der Schrift in der augusteischen Literatur“.

Gastvortrag auf Einladung des Teilprojekts B07 „Die Anekdote als Medium des Wissenstransfers“ (Leitung: Prof. Dr. Melanie Möller).
                      

Freitag, den 12.05.2017, 10:00 c.t.

Assist. Prof. Dr. Toon van Hal, Comparative, Historical and Applied Linguistics, Universität Leuven (B)
„Scholarly Forgetting“

Obwohl das Thema des Vergessens schon in vielfältigen Bereichen wie Managementstudien, Kulturgeschichte und Kognitionswissenschaften heftig diskutiert worden ist (bspw. unter Termini wie 'Agnotology' und 'Oblivionismus'), haben Historiker der Geisteswissenschaften bisher kaum die Art und Weise berücksichtigt, wie in ihren Forschungsarbeiten Prozesse des Vergessens erkannt, untersucht und eingearbeitet werden können. Das von der Volkswagenstiftung geförderte Forschungsprojekt “A Fresh Look Backward: Scholarly Forgetting in the History of the Humanities”, das an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie an der KU Leuven angesiedelt ist, hat hierfür einen analytischen Rahmen entwickelt, der vorgestellt und mit der Anwendung auf ein besonderes Kapitel der Geschichte der Sprachwissenschaft – die Missionarslinguistik – in seinem Potential veranschaulicht wird.

Gastvortrag auf Einladung der Konzeptgruppe „Transfer und Negation“ (Leitung: Şirin Dadaş u. Dr. Emiliano Fiori).

       

Freitag, den 5.05.2017, 10:00 c.t.

Silvia Hufnagel PhD, Österreichische Akademie der Wissenschaften
„Alt und neu – Wechselseitiger Einfluss von Druck und Handschrift an Titelseiten in isländischen Handschriften des 16. und 17. Jahrhunderts“

In ihrem Forschungsprojekt untersucht Silvia Hufnagel, wie sich das neue Medium des Buchdrucks auf das alte Medium der Handschrift in Island des 16. und 17. Jahrhunderts auswirkt. Als Beispiel dafür dienen Titelblätter, eine Innovation des Buchdrucks, die sich aber auch in Handschriften finden, welche nach Gutenbergs Erfindung geschrieben wurden. Ein Fokus liegt auf der Frage wer hinter den Innovationen und Einflüssen stand, welchen Zweck sie verfolgten und wie die isländische Gesellschaft darauf reagierte. Methoden zur Analyse stammen aus den Bereichen der Literatursoziologie, der quantitativen Kodikologie und Kunstgeschichte.

Silvia Hufnagel ist Marie-Skłodowska-Curie Fellow an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Das Projekt „Old and New“ wird unter der Vertragsnummer 658813 von der Europäischen Union im Rahmen des Programms Horizon 2020 für Wissenschaft und Forschung gefördert.

Gastvortrag auf Einladung des anglistischen Teilprojekts B01 „Materialität und Geschichtlichkeit in der Literatur des englischen Mittelalters“ (Leitung: Prof. Dr. Andrew James Johnston).

   

Freitag, den 21.04.2017, 10:00 c.t.

Prof. Dr. Stefan Willer, Zentrum für Literaturforschung Berlin
„,Es muss eine Zeit kommen‘ – Zum Wandel des Zukunftswissens im 18. Jahrhundert“

‚Zukunftswissen‘ bezeichnet einerseits Wissen über die Zukunft, andererseits Wissen, das erst in Zukunft vorliegen wird – eine doppelte Futurität, die diese Episteme auf besondere Weise 'in Bewegung' setzt. Der Vortrag thematisiert die Wandlungen des Zukunftswissens im Lauf des 18. Jahrhunderts, in einer Schwellensituation zwischen Vormoderne und Moderne. Erläutert und diskutiert werden die vielfältigen Spannungen zwischen weltlich-immanenten und metaphysisch-transzendenten Zukunftsmodellen, zwischen Ahnung und Planung, Vorausschau und Vorsicht, zwischen „Wissen und Nichtwissen der Zukunft“ (J.G. Herder).

Aufgrund der begrenzten Platzzahl wird um Anmeldung gebeten: info@sfb-episteme.de

      

Freitag, den 3.02.2017, 10:00 c.t.

Prof. John Magee, University Toronto
„Aristoteles und Boethius – eine Überlieferungsgemeinschaft im Frühmittelalter“

Prof. Dr. John Magee ist klassischer Philologe, Philosoph und Mediävist an der University of Toronto, dessen Forschungsschwerpunkte in der spätantiken Philosophie, der Kommentartradition und der Textkritik liegen. Zurzeit arbeitet er an einer kritischen Ausgabe zu Boethius’ ersten De interpretatione-Kommentar und einer Übersetzung von Calcidius. In seinem Vortrag im Jour Fixe wird John Magee zu der frühmittelalterlichen Texttradition von Boethius’ logischen Schriften (insb. dem ersten Kommentar zu De interpretatione) und dem damit verbundenen Einsetzen der Überlieferung des Aristoteles Latinus vortragen.

Gastvortrag auf Einladung des Teilprojekts A04 „Prozesse der Traditionsbildung in der De interpretatione- Kommentierung“ (Leitung: Prof. Dr. Gyburg Uhlmann).

                               

Montag, den 4.07.2016, 17:00 s.t.

Reciting, Singing, Listening – Musical Inspiration in Arabic Studies

Dwight Reynolds, University of California, Santa Barbara:
“Musical Revolution in al-Andalus: From Sawt to Muwashshah”

Devin Stewart, Emory University, Atlanta:
“Rhyme and Rhythm in the Qur’an”

Reciting and singing on the one hand, listening on the other, are activities that have played a particularly important role in Arabic intellectual culture by triggering processes of knowledge transfer over several centuries up until today. Already in the Qur’an, recitation serves as a strategy of self-authorization, while at the same time, from the earliest stage, the revelations are emphatically distinguished from poetry and other forms of rhyming and rhythmic speech. Devin Stewart is one of the most important experts in this field and has dealt extensively with rhymed and rhythmic forms of discourse in the milieu of the Qur’an as well as with their relation to the Qur’an. Musical and poetic inspiration, however, are not only at stake with the genesis of the Islamic foundational text, but have been important motors for intellectual innovation and epistemic change later one as well. The intricate interrelations of cultural and religious dynamics with oral traditions, folklore, music and poetry in Arabic societies – notably but not exclusively in a Muslim Spanish context – have been extensively investigated by Dwight Reynolds.

Together with our two speakers, we wish to engage with the different ways knowledge is shaped through oral and aural activities such as reciting, singing and listening. This promises to give broader insights into the impact of the sensual on knowledge formation and change in two exemplary contexts.

Guest lecture by the invitation of research group A05 “From Logos to Kalām: Figurations and Transformations of Knowledge in Near Eastern Late Antiquity” (Head: Prof. Dr. Angelika Neuwirth).

          

Dienstag, den 31.05.2016, 15:00 Uhr c.t.

Dr. Peter Tóth, British Library
“Byzantine Reuses of Early Christian Revelation-Dialogue”

Supernatural revelations of a divine figure (Christ or an angel) appearing before and conversing with a New Testament character (usually one or more of the apostles) were very popular in Early Christian literature. Besides being one of the most characteristic genres of gnostic literature, manifested in emblematic writings like the Sophia of Jesus Christ or theApocryphon of James, this literary pattern, often described as OffenbarungsdiskursDialog-or Erscheinungsevangelium, occurs in many other non-gnostic writings, such as Epistle of the Apostles or the Testament of the Lord, alike. It is much less known, however, that beside these early works of the 3–4th centuries there exists a rather large group of Byzantine texts, some of them still unedited and un-investigated, that use the same literary pattern of a revelation-dialogue. This talk focuses on these later Byzantine “apocryphal texts” investigating why and how the Early Christian genre of pseudo-biblical revelation-dialogue was re-used in the Middle Ages. After a short introduction to the history of the genre, I make an attempt to survey and systematize the extant Byzantine revelation-dialogues formulating a new theory about the origin and genesis of the surprisingly large number of Byzantine apocryphal revelations.

Peter Tóth earned his MA in Egyptology and Classics and his PhD in Classics at the University of Budapest. After a ten-year curatorship of medieval manuscripts at the University Library Budapest, he had various research projects at The Warburg Institute and King’s College London before he joined the British Library in 2016 as curator of ancient and medieval manuscripts. His main interest is in cultural interaction in Late Antiquity and the Middle Ages via translations of texts and ideas from one language and tradition to the other. Besides editions and studies of unedited Latin, Greek and Syriac hagiographic texts, his research shed new light on the origin of texts like the Letters of St Anthony of Egypt or the Pseudo-Bonaventurean Meditationes Vitae Christi. He is currently working on the new critical edition of the pseudonymous Greek writings attributed to Justin the Martyr and a major monograph on the transmission of Classical dramatic traditions in Greek and Latin patristic homilies.

Gastvortrag auf Einladung des Teilprojekts C01 „Wissenstransfer in den antiken christlichen Apokryphen“ (Leitung: Prof. Dr. Dres. h.c. Christoph Markschies).

 

Freitag, den 20.05.2016, 10:00 Uhr c.t.

Prof. Dr. Achim Landwehr, Universität Düsseldorf
„Chronoferenzen. Von anwesenden und abwesenden Zeiten“

Mit der Vergangenheit kann man sich nicht beschäftigen – schließlich ist sie vergangen. Man kann sich für die Vergangenheit interessieren, man kann sie sich vorstellen, man kann sich auch dem Material widmen, das aus dieser Vergangenheit in einer Gegenwart übriggeblieben ist. Aber der Zugang zu dieser Vergangenheit bleibt uns auf weiteres verwehrt. Historisches Arbeiten entpuppt sich vor diesem Hintergrund als ein zutiefst paradoxes Unterfangen, insofern es die Spannung einer anwesenden Abwesenheit behandelt.Diese Möglichkeiten einer Gegenwart, sich auf abwesende Zeiten (Vergangenheit und Zukunft) zu beziehen, soll auf den Namen ‚Chronoferenzen‘ hören.

Chronoferenzen bieten die Möglichkeit, konventionelle Formen historischer Kausalität und zeitlicher Linearität hinter sich zu lassen, um stattdessen die wesentlich vielfältigeren Formen in den Blick zu nehmen, wie Kollektive mit den Problemen umgehen, die ihnen die Zeit stellt. Mit einer entsprechenden zeittheoretischen Grundierung lassen sich diverse grundsätzliche Probleme, die im Zusammenhang mit ‚Geschichte‘ immer wieder diskutiert werden, in ein anderes Licht rücken: Das Material aus der Vergangenheit (vulgo „Quellen“) offenbart neue Möglichkeiten hinsichtlich seiner Medialität; das Ereignis wird zu einem Zeit-Ort, an dem das Verhältnis anwesender und abwesender Zeiten behandelt werden kann; und die Wirklichkeit des Vergangenen wird zu einem Ergebnis komplexer temporaler Transformationsprozesse. ‚Geschichte‘ erweist sich vor diesem Hintergrund nicht mehr als der alles erklärende Gottersatz, der zeigen kann, wieso die Dinge (geworden) sind, wie sie sind, sondern das Historische zeigt sich als ein sehr vielfältiges, lebendiges und daher auch immer umkämpftes Geflecht, in dem unterschiedliche Zeiten aufeinander bezogen werden.

Gastvortrag auf Einladung des Teilprojekts C07 „Early Modernities in Ostasien: Aktuelle Debatten zu den Ursprüngen der Moderne“ (Leitung: Prof. Dr. Sebastian Conrad).

   

Freitag, 31.10.2014, 12:00 Uhr c.t.

PD Dr. Ralf Klausnitzer, Humboldt-Universität zu Berlin
„Epistemische Situationen, Asymmetrien, Verlaufsformen. Konzepte zur Beschreibung und Erklärung von Wissenstransfers“

Diskussion der Buchneuerscheinung: Wissenstransfer. Konditionen, Praktiken, Verlaufsformen der Weitergabe von Erkenntnis, hg. v. Jan Behrs, Benjamin Gittel, Ralf Klausnitzer, Frankfurt am Main: Peter Lang 2013.

Wissen ist nicht zu denken ohne seine unter historisch variablen Konditionen realisierte Vermittlung. Erkenntnisse und Methoden werden an unterschiedlichen Orten und mit historisch variablen Praktiken transferiert. Der Band schafft Grundlagen, um die komplexen Vorgänge der Weitergabe, Aufnahme, Adaptation und Modifikation von Wissen zu analysieren. Dazu werden Begriffe zur Beschreibung und Erklärung von Prozessen des Wissenstransfers definiert, Konditionen und Praktiken der aktiven Mediatisierung epistemischer Bestände erläutert, Verlaufsformen der Weitergabe von Erkenntnissen rekonstruiert und eine umfassende Bibliographie der Forschungsbeiträge zum Thema verfügbar gemacht. Aufgrund seiner interdisziplinären Ausrichtung stellt der Band instruktive wissenschaftstheoretische und -praxeologische Einsichten bereit, die nicht nur für die Selbstreflexion der textinterpretierenden Disziplinen, sondern auch für andere wissenschaftliche Fächer wichtig werden können. (Klappentext zum Buch)

Zeit & Ort

21.04.2023 | 10:00

SFB-Villa, Schwendenerstraße 8, Sitzungsraum, 14195 Berlin-Dahlem