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Definitionen und der Transfer des medizinischen Wissens in der Antike

29.02.2024 - 01.03.2024
[Galeni] Definitiones medicae, Paris Suppl. gr. 446

[Galeni] Definitiones medicae, Paris Suppl. gr. 446

Ein Workshop des medizinhistorischen SFB-Teilprojekts unter der Leitung von Philip van der Eijk

 
Definitionen stellen eine für den Transfer von Fachwissen besonders geeignete literarische Form dar, da sie wesentliche Wissensbestandteile in äußerst knappen, einfach tradierbaren und leicht zu memorisierenden Formulierungen zusammenfassen. Sie waren aus diesem Grunde im antiken Unterricht, auch in der Medizin, sehr beliebt. Allerdings war die Benutzung von Definitionen nicht unumstritten, da sowohl ihre essentialistischen Ansprüche als auch ihr praktischer Nutzen von manchen Medizinern bezweifelt wurden. Auch gab es unterschiedliche Ansichten über die Frage, wie eine gute Definition aussehen sollte und aufgrund welcher Kriterien die eine Definition eines gewissen Gegenstandes der anderen vorzuziehen wäre. In der platonischen und aristotelischen Philosophie gab es einen differenzierten Diskurs über Definitionen, der auch Auswirkungen auf die Medizin hatte, besonders bei Galen von Pergamon.

Eine der wichtigsten Sammlungen von medizinischen Definitionen, die uns aus der Antike erhalten ist, sind die auf Namen von Galen überlieferten Definitiones medicae, die vermutlich aus dem 2. Jh. n. Chr. stammen. Von dieser Schrift ist 2023 nach langer Vorbereitungszeit die maßgebliche kritische Ausgabe mit deutscher Übersetzung durch Jutta Kollesch im Corpus Medicorum Graecorum erschienen. Der Workshop wird der Auswertung des in dieser Edition präsentierten Textes und seiner Kontextualisierung im antiken Diskurs über Definitionen und medizinischer Epistemologie gewidmet sein.  

Referent·innen: Klaus-Dietrich Fischer (Mainz), Caroline Petit (Warwick), Matyáš Havrda (Prag), Sean Coughlin (Prag), Lorenzo Perilli (Rom), David Leith (Exeter), Teun Tieleman (Utrecht), Michiel Meeusen (Leuven).

Programm

Donnerstag, 29. Februar

9.00
Philip van der Eijk (Berlin)
Welcome and introduction

9.15–10.15
Michiel Meeusen (Leuven)
The Imperial Sitz im Leben of Medical Definitions: a doctor-patient approach

10.15–11.15
Matyáš Havrda (Prague)
Def. med. and Clement’s Liber logicus: similarities and differences

Coffee

11.45–12.45
Sean Coughlin (Prague)
Athenaeus on causes at Def. med. 167–170
(66,18–68,16 Kollesch)

Lunch

14.30–16.30
Teun Tieleman (Utrecht)
The Stoic presence in Def. med.
Reading session focusing on definitions 1–8 (epistemological concepts, with 14, 122), 27 (psychè), 85 (sperma), 86 (physis), 87 (hexis), 119 (phône), 167–173 (causes), 498 (embryo)

Tea

17.00–18.30
David Leith (Exeter)
Asclepiades (and Empedocles) on reproduction in Def. med. 489–508 and Aëtius, Placita book 5
(with selective reading of the section on pp. 156–164 Kollesch)

Dinner

Freitag, 01. März

9.00–10.30
Annette Heinrich (Berlin)
Def. med. on the classification of diseases
(Reading session focusing on definitions 134–166)

Coffee

11.00–12.00
Klaus-Dietrich Fischer (Mainz)
Die Passionum nomina, eine spätantike lateinische Sammlung von Krankheitsdefinitionen, oder: Cherchez la femme! Als Jäger und Sammler im Land der medizinischen Wörter

12.00–13.00
Caroline Petit (Warwick) & Luigi Orlandi (Berlin)
Def. med. as an ‘open text’

Lunch

14.00–16.00
Round table and concluding remarks
 

Weitere Informationen

Those wishing to take part are asked to contact Maria Börno (SFB 980 „Episteme in Bewegung“) maria.boerno@hu-berlin.de