Transparenz. Ästhetische und politische Praktiken der Handzeichnung, 1400 bis heute
Workshop organisiert vom SFB-Teilprojekt B04 „Das Wissen der Kunst. Ästhetik und Semantik figuraler Bildlichkeit in der Renaissance“
Quellenschriftliche Metaphern wie der Schleier und die Spiegelung, das Fenster und der Grund wurden zu theoriebildenden Reflexionsfiguren in der Bildforschung (Krüger, Wolf, Boehm). Die Fragen nach den ästhetischen Kategorien der Bilder – nach ihrer Wirklichkeit, Täuschung und Enttäuschung –, eröffnen indes andere Dimensionen für die Untersuchung von Zeichnungen.
Als oszillierende Kippfigur kann das Papier angesehen werden – vor allem dann, wenn der Zeichenduktus in Graphit oder Feder ein offenes Liniengefüge aufweist und so Materialsichtigkeit und Illusion dicht verschränkt eine eigene Ästhetik kreieren, deren Gegensätzlichkeit nur durch die Imagination der Betrachtenden aufgelöst werden kann. Verstehen wir Transparenz hier schon in zweifacher Hinsicht, nämlich als Eigenschaft des Duktus sowie des Zeichenträgers, der als Membran zwischen Bildwirklichkeit und Realität fungiert und als solches mitunter selbst luzide (carta lucida) sein kann, möchten wir den Begriff in soziokultureller Perspektive erweitern. Denn zu einem Medium der Transparenz werden Zeichnungen auch, wenn sie aufgrund ihrer mobilen Materialselektion etwa auf Expeditionen oder im Krieg zu politischen Dokumentationszwecken und Spionage eingesetzt werden oder im Bereich der Kartographie sowie Landvermessung mitunter Besitz- und Herrschaftsansprüche markieren.
Freitag, 17. November 2023
Jour Fixe des SFB 980 Moderation: Klaus Krüger10:00 - 12:00 Uhr
Wolfram Pichler (Wien)
Das Papier zeichnet mit: Rauschende Bildgründe und ikonische Filterung in Goyas späten Alben
12:00 - 13:00 Uhr Mittagspause in der Villa
13:00 Uhr
Begrüßung und Einführung
13:15 Uhr
Toni Hildebrandt (Bern)
Transparenz und Opazität – zur Aufhebung einer Dichotomie in der Praxis
14:15 Uhr
Claudia Reufer (Berlin)
Transparenz und figurale Bildlichkeit in venezianischen Zeichnungen
15:15 Uhr Kaffeepause
15:45 Uhr
Sarah Fraser (Heidelberg)
Transparency and the Meaning of Brilliant Color in Mural Drawings: the Study of the Silk Road during Wartime, 1940–45
16:45 Uhr
Diana Lange (Berlin)
Überlegung zur Verflechtung von Form und Inhalt tibetischer Landkarten
17:45 Uhr kurze Pause
18:00 Uhr
Friedrich Weltzien (Hannover)
Durchlässe. Die Tuschzeichnung als Spur ihres Zustandekommens in Ost und West
gemeinsames Abendessen
Samstag, 18. November 2023
Moderation: Angela Lammert10:00 Uhr
Iris Brahms (Tübingen)
Transparenz als Modus des (Un-)Sichtbaren. Zu Zeichnungen des 18. Jahrhunderts
11:00 Uhr
Sabine Mainberger (Bonn) und Nanne Meyer (Berlin) im Gespräch
Verlichtungen
12:00 Uhr Kaffeepause
12:30 Uhr
Barbara Wittmann (Berlin)
Ankommen, abfahren: Claude Lorrains Œuvre im Liber Veritatis
13:30 Uhr
Anne Eusterschulte (Berlin)
Transluzenz und Einschreibung. Beobachtungen an Cy Twomblys Gaeta Set
Zeit & Ort
17.11.2023 - 18.11.2023
Freie Universität Berlin
Villa des SFB Episteme in Bewegung
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin-Dahlem
Weitere Informationen
Konzeption: Dr. Iris Brahms und Claudia Reufer
Um Anmeldung wird gebeten: info@sfb-episteme.de