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Keilschriftrecht zwischen Theorie und Praxis

28.09.2023 - 29.09.2023
Wissensbestände zwischen Theorie und Praxis am Beispiel des Keilschriftrechts

Wissensbestände zwischen Theorie und Praxis am Beispiel des Keilschriftrechts

Internationaler Workshop des altorientalistischen SFB-Teilprojekts "Episteme als Konfigurationsprozess: Wissensbestände zwischen Theorie und Praxis am Beispiel des Keilschriftrechts" (Leitung: Eva Cancik-Kirschbaum)

 
Textzeugnisse aus dem Bereich des Rechts zählen zu den ältesten keilschriftlichen Quellen Mesopotamiens.Das Recht galt als Teil der göttlichen Weltordnung; seine Wahrung oblag dem Herrscher, der die höchste irdische Instanz von Rechtsetzung und -sprechung verkörperte. Da das Recht eine „politische Überbauerscheinung staatlich organisierter und sozial differenzierter Gesellschaften“ (H. Neumann) darstellte, führten Veränderungen der politisch-ideologischen und sozio-ökonomischen Verhältnisse zu neuen Regelungsbedarfen, die wiederum neue Normen und staatliche Sanktionierung erforderten. Derartige Veränderungen stoßen Bewegungen an, die sich auch in den Textzeugnissen des Keilschriftrechts niederschlagen.

Üblicherweise unterteilt die Forschung die keilschriftrechtlichen Textzeugnisse in zwei formal, funktionell und inhaltlich definierte Quellengruppen: Die sog. Rechtssammlungen, Codices oder Gesetze akkumulieren kasuistisch stilisierte Rechtssätze in einer der Liste verpflichteten Form und gelten als systematisierte Sammlungen von theoretischem Rechtswissen. Die Rechtsurkunden dokumentieren hingegen die konkrete Anwendung von Rechtswissen im Einzelfall und belegen damit die Rechtspraxis. Bis heute ist das Verhältnis beider Textgruppen nicht hinreichend erforscht, und die postulierte Dichotomie von Theorie und Praxis bietet zudem nur einen – und womöglich unzureichenden – Ansatz, der zwei Extreme kennzeichnet. Sie wird zudem aufgelöst durch Texte im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis wie herrscherliche Verordnungen, Anweisungen für Beamte oder Modellverträge aus der Schreiberausbildung.

Im Rahmen des Workshops Keilschriftrecht zwischen Theorie und Praxis gehen Spezialisten und Nachwuchsforscher in Vorträgen und Diskussionen zu den wichtigsten Bereichen aus drei Jahrtausenden keilschriftrechtlicher Überlieferung den Fragen nach, wie sich Rechtssammlungen in Bezug auf Episteme verhalten, welches Verhältnis zwischen Rechtssammlungen und Rechtsurkundenbesteht, und wie die Textsorten im Spannungsfeld zwischen theoretischem Rechtswissen und Rechtspraxis zu bewerten sind. Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge wird in der Reihe Episteme in Bewegung erfolgen.

Programm:

Donnerstag, 28. September 2023

Eröffnung und Einführung 

14:00 - 14:15 Uhr
E. Cancik-Kirschbaum & I. Schrakamp:
Keilschriftrecht zwischen Theorie und Praxis: Einführung und Leitfragen


Panel 1 
Moderation: G. J. Selz 

14:15 - 15:00 Uhr 
J. Schaper:

The Genesis of Concepts of Justice in the Third Millennium from the Perspectives of Philology, Archaeology and Cognitive Studies

15:00 - 15:45 Uhr 
M. Maiocchi:
Legal Regulations at Ebla

Kaffeepause (15 min.)

16:00 - 16:45 Uhr 
I. Schrakamp & G. Zólyomi:
The So-called Reforms of Urukagina: Early Cuneiform Law between Edict and Law Code

16:45 - 17:30 Uhr 
F. Rauchhaus: 
Urukagina's Reforms and Rectifications of Economic Injustices

17:30 -18:00 Uhr 
G. J. Selz:
Diskussion und Zusammenfassung von Panel 1

Freitag, 29. September 2023

Panel 2 
Moderation: S. Démare-Lafont 

09:00 - 09:45 Uhr 
M. Molina:
 
The Codex Ur-Namma and the Neo-Sumerian Legal Practise

09:45 - 10:30 Uhr 
N. Ziegler:
Frauen ohne Mann. Altbabylonische Codices und die Rechtspraxis im Spiegel der Alltagstexte

Kaffeepause (15 min.)

10:45 - 11:30 Uhr
E. Cancik-Kirschbaum:
Das Wort des Königs. Rechtspraxis im Spiegel der mittelassyrischen Gesetze

11:30 - 12:15 Uhr 
J. Klinger:
Rechtliche Regelungen in und neben den sog. „Hethitischen Gesetzen“

12:15 - 12:45 Uhr 
S. Démare-Lafont:
Diskussion und Zusammenfassung von Panel 2


Panel 3 
Moderation: G. Pfeifer
 

14:15 - 15:00 Uhr 
D. Charpin:
Old Babylonian Royal Edicts and Real Estate Transactions

15:00 - 15:45 Uhr 
H. Neumann:

Zur Praxisrelevanz des juristischen Curriculums der babylonischen Schreiberausbildung

Kaffeepause (15 min.)

16:00 - 16:45 Uhr 
G. Spada:
Between Legal Theory and Practise: The Sumerian Model Contracts from the Old Babylonian Period

16:45 - 17:30 Uhr 
K. Kleber:
Die neubabylonische Rechtspraxis im Spiegel von Gesetzen und Erlassen

17:30 - 18:00 Uhr 
G. Pfeifer:

Diskussion und Zusammenfassung von Panel 3

 

Zeit & Ort

28.09.2023 - 29.09.2023

Freie Universität Berlin
Villa des SFB Episteme in Bewegung
Schwendenerstraße 8
14195 Berlin

Weitere Informationen

Bei Interesse an einer Teilnahme bitte anmelden bei: Ingo.Schrakamp@fu-berlin.de