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Workshop 1: Epistemic Territories: Dynamics of Knowledge in the Early Modern Republic of Letters

29.06.2018 | 09:30 - 12:00

im Rahmen der Jahrestagung "Wissensoikonomien – Ordnung und Transgression in vormodernen Kulturen"
  

Der Workshop fragt nach epistemischen Austausch- und Abgrenzungsprozessen in verschiedenen Feldern der frühneuzeitlichen Gelehrtenrepublik. Anhand von ausgewählten Beispielen aus der Medizin-, der Grammatik- und der Rhetorikgeschichte sowie im Hinblick auf unterschiedliche Stränge der Thales-Rezeption im 18. Jahrhundert sollen Überlegungen zu den hybriden epistemischen Formationen angestellt werden, die sich im Zuge wissensoikonomischer Austauschprozesse zwischen tradierter Gelehrsamkeit und neuem (Praxis-)Wissen herausbilden. So zeigen etwa die Preisfragen der französischen Akademien, dass diese entgegen ihrer Selbstdarstellung nicht nur die Vorreiter der neuen experimentellen Naturbeobachtung, sondern bis ins 18. Jahrhundert hinein ebenfalls von den tradierten rhetorischen und dialektischen Wissensmodi und oralen Formen der Wissensverhandlung geprägt waren.

Zugleich soll der Blick auch auf die Distinktions- und Exklusionsmechanismen gerichtet werden, die mit wissensoikonomischen Konstellationen stets verbunden scheinen. Am Beispiel der Ärzte und Apotheker des College of Physicians und der Worshipful Society of Apothecaries im London des 17. Jahrhunderts wird deutlich, dass Definitionsversuche regulären medizinischen Wissens und medizinischer Praktiken nicht zuletzt auch der Distinktion der eigenen Akteursgruppe und der Delegitimierung der Konkurrenten dienten. Ähnliche Mechanismen greifen im Wissensfeld der Grammatiker und Sprachmeister und bei deren Bemühungen um die Definition von ‚richtiger’ Sprache in den ersten Grammatiken und Lehrwerken für moderne Fremdsprachen zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert. In beiden historischen Fällen werden in einem gemeinsamen Austauschfeld des Wissens Grenzlinien gezogen und epistemische Territorien, nicht zuletzt auch über den Rekurs auf praktisches Wissen, markiert. Das symptomatische Beispiel der Thales-Rezeption im 18. Jahrhundert schließlich legt nahe, wissensoikonomische Formationen stets auch auf die diskursive Konstruktion von Traditionen, die Narrative der Selbst- und Fremdbeschreibung, hin zu befragen.

Wir freuen uns über Anmeldungen zum Workshop per E-Mail an anna.laqua@fu-berlin.de.
  

Weitere Informationen

Konzept: Linda Gennies, Anna Laqua, Martin Urmann und Helge Wendt

Der Workshop findet in englischer Sprache statt.