Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe "Wissensdarstellungen - Darstellungswissen" der Konzeptgruppe VI "Medium und Material" (Leitung: Prof. Dr. Anne Eusterschulte, Claudia Reufer) in Kooperation mit der Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz
Friederike Wille untersucht in ihrem Forschungsprojekt die je unterschiedlichen, komplexen Vernetzungen von literarischem Text, Bild und Kommentar in den Manuskripten der Commedia im 14. und 15. Jahrhundert. Nicht nur die Topologien der Seiten und Aspekte der mise en page (Rahmen, Ornament, Initialen, Schriftspiegel, Bilder) sondern auch das Buch in seiner Materialität und Funktion, sowie seine medialen Bedingungen wie der Akt des Blätterns werden in den Blick genommen. Wesentlich ist außerdem die Analyse der je spezifischen Verknüpfung mit Diskursen und Figurationen des Jenseits außerhalb des Buches. Evidentia erscheint dabei als zentrale Kategorie, weil sich in ihr Rhetorik, Wissensordnung und Weltordnung bündeln, deren Kohärenz Dante in seinem Text postuliert und inszeniert. Die Spezifik von bebilderten Büchern in ihrer ästhetisch wirksamen Verschränkung von Lesbar- und Sichtbarmachung ist im Fall der Commedia-Manuskripte noch weiter zugespitzt, da vor Augen gestellt ist, wofür Augenzeugenschaft postuliert wird, die im Fall der Jenseitsreise an die poetische Inszenierung der gewährten visio geknüpft ist.
Friederike Wille ist seit 2012 wissenschaftliche Koordinatorin der Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz.
Zeit & Ort
26.04.2017 | 18:00 c.t.
SFB-Villa, Sitzungsraum, Schwendenerstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem