Schiffbruch! Zu epistemischen und narrativen Funktionen nautischer Katastrophen in Texten von der Spätantike bis zur Aufklärung
Gemeinsamer Studientag des SFB-Teilprojekts C01 „Transfer apokalyptischen Wissens im antiken Christentum“ (Leitung: Prof. Dr. Christoph Markschies) und der DFG-Forschergruppe „Diskursivierungen von Neuem“ (Teilprojekt 07, Leitung: Prof. Dr. Anita Traninger)
Die Schiffsreise ist im materialen Sinn ein Fundamentalmodus des Wissenstransfers. Bücher und Codices, Menschen und Tiere, Gewürze und Gewebe wurden verschifft und entwickelten in weiter Ferne ihre je spezifische Wirksamkeit. Doch die Schifffahrt war in der Vormoderne zwingend und untrennbar mit der Möglichkeit ihres katastrophalen Scheiterns, dem Schiffbruch, verbunden. Anders als Hans Blumenberg, der im Schiffbruch eine universale Daseinsmetapher sah, wollen wir konkret nach dem Zusammenhang zwischen Schiffbruch und Wissen fragen. Dabei geht es nicht darum, dem Schiffbruch eine eindeutige semantische Dimension zuzuweisen, sondern vielmehr darum, die Funktionen zu kartieren, die der Schiffbruch in unterschiedlichen Texten und Textsorten haben kann. So wie Boccaccio seine Beschäftigung mit der Literatur der Antike als das Zusammentragen von beim Schiffbruch verstreuten Fragmenten verglich, so kann umgekehrt der Schiffbruch in Utopien der Frühen Neuzeit eine narrative Funktion in der Erschließung kontrafaktischer Szenarien haben. Die Funktionen des Schiffbruchs, seien sie epistemisch oder narratologisch, allegorisch oder ästhetisch, sollen im Rahmen des Studientags anhand einer Reihe ausgewählter Texte von der Patristik bis zur Aufklärung diskutiert werden.
Programm:
13:00 Uhr Begrüßung und Einführung
13:15–14:00 Uhr Impuls 1 (15–20 min) & Diskussion
Dr. Dorothee Elm von der Osten: „Vorhersehung und Konversion: der Schiffbruch im lateinischen Roman (Apuleius, Metamorphosen; Petronius, Satyrica)“
14:00–14:45 Uhr Impuls 2 (15–20 min) & Diskussion
Philipp Pilhofer: „Die Apostelgeschichte 27 und der Schiffbruch des Paulus“
14:45–15:15 Uhr Pause
15:15–16:00 Uhr Impuls 3 (15–20 min) & Diskussion
Prof. Dr. Christoph Markschies: „Der moralische Schiffbruch und die Probleme der Buße – Versuch, ein langweiliges Thema interessant zu machen“
16:00–16:45 Uhr Impuls 4 (15–20 min) & Diskussion
Paolo Brusa: „Narratologie des Schiffbruchs bei Lope de Vega und Francisco de Quintana“
16:45–17:15 Uhr Pause
17:15–18:00 Uhr Impuls 5 (15–20 min) & Diskussion
Prof. Dr. Anita Traninger: „Schiffbruch und Utopie bei Johann Valentin Andreae und Joaquín Fernández de Lizardi“
Im Anschluss: Gemeinsames Abendessen
Der Studientag ist ein Beitrag zum Wissenschaftsjahr 2016/17: Meere und Ozeane und wird veranstaltet von Prof. Dr. Christoph Markschies und Prof. Dr. Anita Traninger.
Um Anmeldung wird bis zum 20. Mai 2017 wird gebeten.
Kontakt: Emilio López Maytorena, E-mail: emilio.lopez@fu-berlin.de
Zeit & Ort
29.05.2017 | 13:00 - 18:00
Sitzungsraum, SFB-Villa, Schwendenerstr. 8, 14195 Berlin-Dahlem