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Gender Studies – Queer Studies – Intersektionalitätsforschung. Eine Zwischenbilanz aus mediävistischer Perspektive

17.11.2016 - 19.11.2016

Internationale und interdisziplinäre Tagung des Teilprojektes B02 „Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens in der Literatur des Mittelalters“ (Leitung: Prof. Dr. J. Eming) in Kooperation mit dem Mittelalterzentrum der Universität Bamberg und dem „Forum Mittelalter – Renaissance – Frühe Neuzeit“
   

Die Konferenz nimmt neue Ansätze der kritischen Heteronormativitätsforschung bzw. Queer Studies sowie der Intersektionalitätsforschung auf, um ihre Potentiale für die Mediävistik sowohl durch theoretisch-methodisch angelegte Beiträge als auch durch konkrete Fallstudien zu reflektieren. Sie wird von Prof. Dr. Jutta Eming (Projekt B02) gemeinsam mit Prof. Dr. Ingrid Bennewitz (Otto-Friedrich-Universität Bamberg) organisiert und als Kooperation zwischen dem Mittelalterzentrum der Universität Bamberg und dem „Forum Mittelalter – Renaissance – Frühe Neuzeit“ und weiteren Kooperationspartnern der Freien Universität Berlin durchgeführt, darunter dem SFB 980 „Episteme in Bewegung“.

Die Tagungskonzeption umfasst verschiedene Themenfelder, welche wesentlich durch das Forschungsprogramm des SFB 980 inspiriert sind: Ein Schwerpunkt betrifft das Verhältnis von „Identität und Wissen“ und soll dem Umstand Rechnung tragen, dass die Fragestellungen von Gender-, Queer- und Intersektionalitätsforschung im gemeinsamen Interesse an Identität und deren (De-) Konstruktion zusammen laufen. Damit stehen sie in engem Zusammenhang mit Wissen, denn Identität ergibt sich gerade in der Vormoderne nicht zuletzt aus dem, was gewusst oder nicht gewusst wird. Der Austausch von Wissen und anderen identitätskonstitutiven Kategorien verläuft dabei bidirektional, sodass sich Fragen aus zwei Perspektiven ergeben: 1) Wie strukturieren Geschlecht, Stand oder Religion bestimmte Wissensbestände und/oder -ordnungen? Aber auch: 2) Wie trägt ein bestimmtes Wissen bzw. dessen Weitergabe zur Konturierung von Geschlecht, Stand oder Religion bei? Weil in literarischen Darstellungen Identitätsbildungen häufig als eine mehr oder weniger gestörte Weitergabe kulturkonstitutiven (Handlungs-) Wissens erscheinen, gilt ein besonderes Interesse dem Wissenstransfer. Ferner lässt sich untersuchen, inwiefern hybride Identitäten (Monstren) als Reflexe und Knotenpunkte unterschiedlicher Wissensbewegungen aufzufassen sind, aus denen sie hervorgehen, die sie in neuartiger Weise konfrontieren und damit zugleich re-konzeptualisieren.

Ein weiterer Schwerpunkt zu „Grenzen des Menschlichen“ rückt darüber hinaus Identität grundsätzlich dort in den Fokus, wo diese Grenzen nicht scharf gezogen sind, wie bei anthropomorphen Monstren, Dämonen, Engeln, sprechenden Tieren oder Automaten. So ergibt sich hinsichtlich des Tagungsthemas die Frage, welche Rolle die von der Gender-, Queer- und Intersektionalitätsforschung traktierten Kategorien für die Inszenierung des nicht mehr Menschlichen spielen und inwieweit sich das Fremde und/oder Wunderbare als Auseinandersetzung mit kultureller Alterität und den damit verbundenen Wissensströmen darstellt, inwiefern solche Begegnungen aber auch Wissen aktualisieren und refigurieren. Gehören Begegnungen mit Monstren einerseits seit der Antike zu naturkundlichem Welt-Wissen, das in literarischen Texten reflektiert wird (Odyssee), werden diese in der mittelalterlichen Literatur andererseits zu äußerst phantasievoll gestalteten Figurationen der Auseinandersetzung mit dem Fremden, Anderen und Abjekten weiter entwickelt, deren Sinn mitunter kaum noch intelligibel erscheint. Interessant ist deshalb in literarischen Texten nicht nur die Begegnung mit ‚dem’ Anderen per se, sondern zugleich das daran entwickelte Narrativ und die dabei entworfenen Formen von Inklusion oder Verwerfung. Berührungspunkte ergeben sich hier mit der modernen Cyborg-Forschung und mit den im Augenblick hochproduktiven Animal Studies.

Programm

Donnerstag, 17. November 2016

14:00–15:15 Uhr

Ingrid Bennewitz (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
Jutta Eming (Freie Universität Berlin):
Einführung

IDENTITÄT UND WISSEN
Moderation: Andreas Kraß (Humboldt-Universität zu Berlin)

Claudia Brinker-von der Heyde (Universität Kassel):
Monströse Frauen? Zur Kreuzung von Kategorien wie Wissen, Geschlecht, Körper, Spezies, Fremdheit u.a. in literarischen Figuren mittelalterlicher Romane. Eine intersektionale Analyse

 

Kaffeepause

15:30–16:45 Uhr

Silke Winst (Universität Potsdam):
Wilde Frauen: Intersektionale Überkreuzungen von Spezies, Gender und Monstrosität

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Beatrice Michaelis (Max-Planck-Institut für demographische Forschung Rostock):
Zur queeren Temporalität von ‚Rasse‘ im Mittelalter

 

Kaffeepause

  Moderation: Anita Traninger (Freie Universität Berlin)

17:00–18:15 Uhr

Andrew James Johnston (Freie Universität Berlin):
Queer Beowulf: das Erotische im Monströsen

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Andrea Sieber (Universität Passau):
Gender@Nicht‐Wissen? Epistemische Ungewissheiten in der Literatur des Mittelalters

ab 19:00 Uhr

Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen

 

Freitag, 18. November 2016

ab 8:30 Uhr

Ankunft / Kaffee

  GRENZEN DES MENSCHLICHEN
Moderation: Ingrid Bennewitz (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

9:00–10:15 Uhr

Julia Weitbrecht (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel):
Tiere als Reflexionsfiguren: Vormoderne Mensch-Tier-Relationen und mediävistische Perspektiven auf die Human-Animal-Studies

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Judith Klinger (Universität Potsdam):
Außermenschliche Geschlechterwelten: Projektionen und Rekonfigurationen

 

Kaffeepause

10:30–11:45 Uhr

Susanne Schul (Universität Kassel):
EntARTetes Begehren. Eine intersektionale Analyse des Friedrich von Schwaben

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Britta Wittchow (Universität Hamburg):
Menschliche und monströse Schichten. Eine intersektionale Analyse der anthropomorphen Monster in Heinrichs von Neustadt Apollonius von Tyrland

 

Kaffeepause

  GENDER IM VERHÄLTNIS
Moderation: Annette Gerok-Reiter (Eberhard Karls Universität Tübingen)

12:00–13:15 Uhr

Tilo Renz (Freie Universität Berlin):
Begegnungen am anderen Ort. Interaktionen der Geschlechter in mittelalterlichen Utopien (Straßburger Alexander, Heinrichs von Neustadt Apollonius von Tyrland)

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Seraina Plotke (Universität Basel):
Lücken und Leerstellen – Homoerotische Subtexte im ‚Herzog Ernst B‘

13:15 Uhr

Mittagessen

14:45–16:00 Uhr

Dina Salama (Cairo University):
Das „übel wîp“ oder grenzüberschreitende Frauen in der Versnovelle „die falsch peicht (A)“ und in der Erzählung „Der Hakim bi-Amr Allah und die Frauen“ des Ibn al-Dschauzī (1116–1201 n. Chr.). Gender-komparatistisch gelesen

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Sonja Kerth (Universität Bremen):
Homo debilis. Dis/ability, Alter(n) und Gender in mittelhochdeutschen Kurzerzählungen

 

Kaffeepause

 

Tagung in Sektionen

  GESCHLECHT UND POETIK
Moderation: Lydia Jones (Freie Universität Berlin)
GESCHLECHT UND MACHT
Moderation: Falk Quenstedt (Freie Universität Berlin)
16:30–17:45 Uhr

Miriam Edlich-Muth (Humboldt Postdoctoral Research Fellow):
Gender as a Function of Genre in Floire et Blancheflor

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Andrea Moshövel (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen):
man sagt, er were ain gebornner eunuchus – Zur Funktion von Sexualität und Leiblichkeit für die Personendarstellung in der ‚Zimmerischen Chronik‘

Susanne Knaeble (Universität Bayreuth):
Do mit viel sie von leyd in onmacht nyder zuͦ der erden – narrative Formen der Inszenierung weiblichen Machthandelns zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit

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Nadine Hufnagel (Universität Bayreuth):
„Da setzte sich Kriemhild auf Etzels Thron.“ Herrschaft und Geschlecht im Nibelungenlied des 15. Jhd.s

18:30 Uhr

Conference Dinner

 

Sonnabend, 19. November 2016

ab 8:30 Uhr

Ankunft / Kaffee

  RELIGIÖSE ENTWÜRFE
Moderation: Jutta Eming (Freie Universität Berlin)

9:00–10:15 Uhr

Christina Tosoni (Universität Salzburg):
Machtstrukturen und Opferzuschreibungen bei Hartmanns Meierstochter und ihre Fortschreibung in den Textadaptionen ab 1800. Ein Beitrag zu Gender im Verhältnis

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Regina Toepfer (Universität Braunschweig):
Kinderlos werden. Un*Fruchtbarkeit in mittelhochdeutschen Marienleben

 

Kaffeepause

  INTERDISZIPLINÄRE UND KOMPARATISTISCHE PERSPEKTIVEN
Moderation: Helmut Puff (University of Michigan)

10:30–11:45 Uhr

Klaus van Eickels (Otto-Friedrich-Universität Bamberg):
Operating on the borders of the illicit? Perspektiven und Grenzen des Begriffs queer in der Geschichtswissenschaft vom Mittelalter

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Ann Marie Rasmussen (University of Waterloo):
Rivalrous Masculinities

 

Mittagsimbiss

12:45–14:00 Uhr

Astrid Lembke (Freie Universität Berlin):
Riskante Nachbarschaften. Konflikte um Religion und Geschlecht im frühneuzeitlichen Worms

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Gaby Pailer (The University of British Columbia, Vancouver):
Autorschafts- und Werkdiskurse frühneuzeitlicher Autorinnen: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken und Marguerite de Navarre im Vergleich