Internationaler trilateraler Workshop des Teilprojektes B03 „Imaginatio. Theologische und philosophische Bild- und Geschichtsstrukturen in Mittelalter und Früher Neuzeit“ des SFB 980 „Episteme in Bewegung“, des Zentrum Jüdische Studien, Berlin-Brandenburg und der Martin Buber Society of Fellows in the Humanities and Social Sciences, Hebrew University of Jerusalem
Das Hohelied – Schir ha-Schirim – das Lied der Lieder – Canticum Canticorum ist einer der theologisch wie philosophisch bedeutsamsten und in seiner liedhaften Form nicht zuletzt poetisch wie ästhetisch vielschichtigsten kanonischen Texte der Hebräischen Bibel bzw. des Alten Testaments, der geistesgeschichtlich immer wieder Auslegungen, Kommentierungen sowie bildnerische wie literarische Darstellungen erfahren hat. An den divergierenden Deutungen der Hoheliedkommentare und -interpretionen kristallisieren sich exegetisch-hermeneutische Transferbewegungen aus, d.h. Wissensaushandlungen, die in den jeweiligen kulturhistorischen Kontextualisierungen insbesondere um die Frage kreisen, ob das überlieferte Arrangement von Liedern als profane Dichtung auf die zwischenmenschliche Liebe zu verstehen ist oder es sich vielmehr um einen Lobgesang auf die Gottesliebe handelt, d.h. ein Offenbarwerden der Liebe Gottes zum Menschen, deren erotische, sinnliche-somatische Züge gleichnishaft die lebendige, geistig wie sinnlich affizierende Gott-Mensch-Beziehung zum Ausdruck bringen.
Im Zentrum des Workshops steht das Sprachdenken des jüdischen Philosophen Franz Rosenzweig. Das Hohelied wird in seinem Hauptwerk Stern der Erlösung zu einem Angelpunkt, die „sinnlich-übersinnliche“ Dimension der Sprache der Liebe zu fassen, „denn die Sinnlichkeit des Wortes ist randvoll von seinem göttlichen Übersinn“. In Rosenzweigs Konzeption eines ‚neuen Denkens‘ ist es insbesondere die göttliche Offenbarung als Sprachgeschehen, an der sich ethische, sozialphilosophische und poetologisch-ästhetische Momente der Hohelied-Auslegung verschränken. Der Sprachbegriff, der von Rosenzweig im Ausgang von seiner Übersetzung und Interpretation des Hohelieds und vor dem Hintergrund religionsgeschichtlicher Auslegungstraditionen im Verhältnis zu logisch-abstraktiven Sprachformen philosophischer Konzeptualisierungen von Sprache und Sprechen diskutiert wird, eröffnet eine kritische Reflexion auf abendländische Denkweisen von Offenbarung und Ereignishaftigkeit, Zeit- und Geschichtlichkeit bzw. die Dynamik von Poetizität und Dialogizität und führt auf eine Auseinandersetzung mit dem Vollzug von Sprache und ihrer intersubjektiven, Wirklichkeit konstituierenden Funktion.
Programm
Tuesday, 24. November 2015 |
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3 p.m. |
Opening of the Workshop Welcome and Introduction: |
3.30 p.m. |
Ynon Wygoda (The Van Leer Jerusalem Institute, Hebrew University of Jerusalem): |
4.30 p.m. |
Coffee break |
5 p.m. |
Anne Eusterschulte (SFB 980, Freie Universität Berlin): |
6.15 p.m. |
Keynote-Lecture Prof. Dr. Myriam Bienenstock (Université François Rabelais,Tours): |
8 p.m. |
Reception |
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9.45 a.m. |
Opening |
10 a.m. |
Christoph Kasten (Zentrum Jüdische Studien, Berlin-Brandenburg): |
11 a.m. |
Coffee break |
11.30 a.m |
Antonis Kalatzis (The Martin Buber Society of Fellows in the Humanities, Hebrew University of Jerusalem): |
12.30 p.m. |
Final discussion Chair/Input: Christoph Schmidt (The Van Leer Jerusalem Institute, University of Jerusalem): |
Der Workshop ist der Auftakt einer Reihe weiterer Veranstaltungen zur Sprachphilosophie Franz Rosenzweigs und ihren offenbarungstheologischen wie poetologischen Voraussetzungen in der jüdischen Religionsphilosophie der Vormoderne, die in Kooperation des Teilprojekts Teilprojekts B03 „Imaginatio. Theologische und philosophische Bild- und Geschichtsstrukturen in Mittelalter und Früher Neuzeit“ des SFB 980 „Episteme in Bewegung“, des Philosophischen Instituts der Freien Universität Berlin und der Martin Buber Society of Fellows in Humanities and Social Sciences der Hebrew University, Jerusalem geplant sind.
Organisation und Konzeption: Anne Eusterschulte/Beate La Sala (TP B03 „Imaginatio“, SFB 980 „Episteme in Bewegung“); Antonis Kalatzis (Buber Society for Fellows in Humanities and Social Sciences, Hebrew University Jerusalem); Christoph Kasten (Zentrum Jüdische Studien, Berlin-Brandenburg)
Kontakt: Beate La Sala, b.lasala[at]fu-berlin.de
Zeit & Ort
24.11.2015 - 25.11.2015
SFB 980 “Episteme in Bewegung”, Schwendenerstr. 8, 14195 Berlin-Dahlem, Sitzungsraum