Herrschaft, Territorium und natürliche Rohstoffe im Europa der Frühen Neuzeit
(13159)
Typ | Seminar |
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Dozent/in | Dr. Helge Wendt |
Semester | Sommersemester 2022 |
Veranstaltungsumfang | 2 SWS |
Raum | A 127 Übungsraum (Koserstr. 20) |
Beginn | 11.04.2022 |
Zeit | Do 8:00–10:00 |
„Der Mensch des Ancien Régime lebt in ständiger Prekarität“ – schrieb Fernand Braudel im ersten Band von Civilisation matérielle, économie et capitalisme. Anders als Fortschrittsgeschichte der Staatlichkeit, Wirtschaftsorganisation und Wissenschaft, lässt sich das materielle Leben auch als ein Teil einer ständigen Interdependenz von Menschen, Rohstoffen, Wirtschaftsweisen, staatlicher Organisation und Wissen lesen. Das Verhältnis zwischen Stadt und Land, das Zusammenspiel von Rohstofftypen und der Wettbewerb der europäischen Staatswesen, Herrschaften und Territorien machen aus der Frühneuzeit mehr als nur ein vorkapitalistisches Wirtschaftssystem – es sind vielfältige Formen lokaler, regionaler und transterritorialer Produktions- und Austauschverhältnisse. Von den ärmlichsten sozialen Abhängigkeitsverhältnissen bis in die aufwendigsten Formen der Gütergewinnung in Bergbau und Metallurgie, zeigen sich zudem die anthropogenen Veränderungen von natürlichen Verhältnissen, die die Monopolstellung des Staates zum einen ermöglichten, ihn zum anderen noch stärker von Investitionen in neue Technologien abhängig machte. Eingebunden in Rohstoffflüsse und -konkurrenzen, die mit der Kolonisierung außerhalb Europas globale Dimensionen annahmen, mussten die europäischen Staaten ihre jeweilige Territorialität beständig neu definieren und verteidigen. In diesem Sinne gibt das Seminar eine Einführung in die materielle Welt des Alltags und der staatlichen Organisation Europas in der frühen Neuzeit. Rohstoffe sind Erkenntnissonden in unterschiedliche soziale Bereiche, politische Organisation, Handlungszusammenhänge und Wissensentwicklungen. Hierbei werden Hungersnöte, Brennstoffknappheit, Raubbau und Ausbeutung von Menschen genauso thematisiert, wie Dynamiken des Wissens über jeweilige Rohstoffe.