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Mediterrane Literatur

(16646)

TypSeminar
Dozent/inAntonia Murath
SemesterWintersemester 2023/24
Veranstaltungsumfang2 SWS
RaumJK 28/130 (Habelschwerdter Allee 45)
Beginn17.10.2023
Zeit

Di 10:00–12:00

„Mediterrane“ Literatur In diesem Kurs nähern wir uns der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters aus „mediterraner“ Perspektivierung an. Eine solche Perspektive setzt sich in der Geschichte und Kunstgeschichte langsam durch, befindet sich in der germanistischen Mediävistik jedoch noch in ihren Kinderschuhen. Sie setzt nicht den Nationalstaat, sondern den historischen Mittelmeerraum als Kontaktzone unterschiedlicher Sprachen, Konfessionen, Herrschaftsformen und nicht zuletzt auch Literaturen in den Fokus – ein Raum, der aufgrund politischer und sozioökonomischer Beziehungen weit über die Küsten hinaus strahlte und für den auch Produktionsorte deutschsprachiger Literatur noch als „Hinterland“ gelten können. Durch diesen Perspektivwechsel ergeben sich unterschiedliche Ebenen der Betrachtung: 1) Der Zugriff auf Darstellungsformen des vermeintlich Anderen erfolgt nicht nach binärem Muster (wie etwa: eigen vs. fremd, Orient vs. Okzident). Gefragt wird vielmehr nach Formen wechselseitiger Verflechtung, nach Übernahmen und Aneignungen. 2) Bestimmte mit einer sozialen Realität des Mediterraneums verbundene literarische Themen kehren seit der Spätantike regelmäßig wieder: Seefahrt und Schiffbruch, Piraterie, (Menschen-)Handel, Mehrsprachigkeit u.a. 3) Anstelle für die Erzählung einer nationalen Identität kanonisierter Texte (etwa das Nibelungenlied für Deutschland) kommen solche Texte in den Blick, die von Zirkulation und Übersetzung, auch über unterschiedliche religiöse Räume hinweg, geprägt sind. Sie erarbeiten unterschiedliche Aspekte eines „mediterranen“ Zugriffs durch die gemeinsame Lektüre weniger Theorie- und Forschungstexte sowie einer Reihe von Primärtexten, überwiegend in Auszügen. Thematische Schwerpunkte sind: Die narrative Technik der Rahmenerzählung; Text-Netzwerke: Literturtransfer; Faszinationsort Stadt: Toledo und Kairo. Festgesetzt sind zwei Texte, die einen Bezug zum Schulkanon ermöglichen, Barlaam und Josephat (Hesse, Siddhartha) und die Ringparabel aus Janssen Enikels Weltchronik (Lessing, Nathan der Weise). Weitere Lektüren aus der Novellistik, Lyrik, der Grals- und Heldenepik stimmen wir gemeinsam im Seminar ab. aktive Teilnahme: Sie nehmen regelmäßig und vorbereitet an den Sitzungen teil. Sie sind bereit, ausgewählte Textauszüge auch im Original zu lesen. Sie fertigen im Lauf des Semesters ein Portfolio an, das Sie auf die Hausarbeit vorbereitet. Prüfung: Das Modul wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen. Solange Sie im thematischen Rahmen bleiben, ist der Text frei und über die Seminarlektüre hinaus wählbar.