Darstellung und Geheimnis in Mittelalter und Früher Neuzeit
Jutta Eming, Volkhard Wels (Hg.) – 2021
Das Mittelalter und die Frühe Neuzeit gelten – teilweise aus unterschiedlichen Gründen – als ‚Zeitalter des Geheimnisses‘ und werden damit von der Moderne als einer ‚entzauberten‘ Epoche abgegrenzt. Wissenschaftliche, theologische und literarische Texte tragen für diese Auffassung eine erhebliche Beweislast. Die Gralszene aus Wolfram von Eschenbachs Parzival zum Beispiel stellt für das ‚geheimnisvolle Mittelalter‘ ein Paradebeispiel dar, ebenso die Gattungen der Mystik, das ‚Mysterienspiel‘ oder die Alchemie. In den Mikroanalysen, welche die Beiträge dieses Bandes bieten, geht es nicht darum, diese Paradigmen weiter zu entfalten, sondern um detaillierte Analysen dessen, was auf synchroner und systematischer Ebene konkret unter ‚Geheimnis‘ und ‚Rätsel‘ zu verstehen ist. Leitend dafür ist eine wissensgeschichtliche Fragestellung nach den Formen und den Gründen für Darstellungsmodi von Rätsel oder Geheimnis sowie nach den Funktionen, welche diese für Literatur und Kultur der Vormoderne übernehmen. Es geht nicht darum, die große Erzählung vom Geheimnis als einer Epochensignatur fortzuschreiben, sondern um eine Bestimmung von Geheimnis und Rätsel als Wissensformen und ästhetischen Strategien, mit anderen Worten, als Formen der Darstellung.
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