Gemeinsame Nachwuchstagung des Sonderforschungsbereichs 980 "Episteme in Bewegung" mit dem Tübinger Graduiertenkolleg 1662 "Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800–1800). Transfers und Transformationen – Wege zur Wissensgesellschaft der Moderne"
Das Tübinger Graduiertenkolleg 1662 ‚Religiöses Wissen im vormodernen Europa‘ und den Berliner Sonderforschungsbereich 980 ‚Episteme in Bewegung‘ verbinden zahlreiche gemeinsame Interessen. Beiden Forschungsverbünden geht es unter anderem um eine Revision und Entdramatisierung traditioneller Epochenzäsuren und historischer Verlaufserzählungen. Wie in Tübingen stehen auch in Berlin Prozesse des Wissenstransfers im Mittelpunkt; beiden Projekten geht es darum, die Komplexität solcher Transfers nicht durch ein starres, ‚purifizierendes’ Vokabular (alt vs. neu, Norm vs. Abweichung, Tradition vs. Transformation usw.) zu vereinfachen.
Auf der Basis dieses dynamischen Wissensbegriffs gehen auch beide Forschungsverbünde davon aus, dass es in allen Wissenskulturen autoritative, kanonische Texte (oder andere Medien) gibt, denen zeitlose Gültigkeit und Orientierungsfunktion zugesprochen wird. Um dieses Wissen jedoch handlungsleitend zu machen, muss es immer neu an je aktuelle Kontexte und Lebenswelten angepasst werden. Beide Verbünde sind gleichermaßen an den praxeologischen wie an den ideen- und wissenschaftsgeschichtlichen Dimensionen dieses ‚In-Bewegung-Bringen’ von Wissen interessiert, genauso wie an dessen Trägern, Modi und Vektoren.
Die gemeinsame Tagung setzt sich zum Ziel, den programmatischen Rahmen beider Verbundprojekte produktiv aufeinander zu beziehen und dabei vor allem den Wissensbegriff in konkreten historischen Fallstudien zu schärfen.
Die Tagung wurde seitens des SFB 980 organisiert von den Teilprojekten A06 "Alchemia poetica. Chemisches Wissen und Dichtung um 1600" (Leitung: Prof. Dr. Volkhard Wels) und B02 "Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens in der Literatur des Mittelalters" (Leitung: Prof. Dr. Jutta Eming).
Programm
Donnerstag, 3.5.2018 | |
15.00 Uhr | Begrüßung und Einführung |
Sektion 1: Transfers | |
Moderation: Markus Thome | |
15:30 Uhr | Isabell Väth (Tübingen, Germanistik): Transformationen religiösen Wissens im frühen Minnesang |
16:15 Uhr | Kaffeepause |
16:45 Uhr | Dr. Nora Schmidt (Berlin, Arabistik): Kirche, umma und die Freiheit vom/zum Gesetz |
17:30 Uhr | Bastiaan Waagmeester (Tübingen, Geschichte): A remote ritual. The compilation of three baptismal ordines in a 9th-c. manuscript for a local priest |
Moderation: Wilhelm Schmidt-Biggemann |
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19:00 Uhr | Abendvortrag Martin Mulsow (Erfurt): Wissenskulturen am Hof. Zum Strukturwandel epistemischer Kommunikation |
20:00 Uhr | Im Anschluss Abendessen |
Freitag, 4.5.2018 | |
Sektion 2: Remediationen | |
Moderation: Jutta Eming | |
9:00 Uhr | Louis Berger (Berlin, Philosophie/Wissenschaftsgeschichte): Alchemie und Medizin bei Abraham von Franckenberg |
9:45 Uhr | Michael Neumaier (Tübingen, Germanistik): Vom Bibeltext zur Spielszene: Die Allegorie des „Streits der Töchter Gottes“ im vorreformatorischen Schauspiel |
10:30 Uhr | Kaffeepause |
11:00 Uhr | Simon Brandl (Berlin, Germanistik): Die mystische Konzeption von Alexander von Suchtens paracelsistischem Traktat „De tribus facultatibus“ |
12:00 Uhr | Mittagessen |
Sektion 3: Remediationen II | |
Moderation: Anne Eusterschulte | |
14:00 Uhr | Mariam Hammami (Tübingen, Kunstgeschichte): Wahrheitsansprüche in Bild und Text: Die Figur der Veritas auf Titelblättern religiöser Schriften im 17. Jahrhundert |
14:45 Uhr | Iris Helffenstein (Berlin, Kunstgeschichte): Wiederholung und Bewegung: Allegorische Schaubilder des Wissens bei den Augustiner-Eremiten des Trecento |
15:30 Uhr | Kaffeepause |
Sektion 4: Autorisierungen | |
Moderation: Christoph Mauntel | |
16:00 Uhr | Dr. Beatrice von Lüpke (Tübingen, Germanistik): Der zweite Sündenfall: Zum Wissen über Adam und Eva in der Vita Adae et Evae und in der Genesis |
16:45 Uhr | Hanna Trauer (Berlin, Philosophie): Träume (neu) deuten. Traumwissen in der mittelalterlichen hebräischen Philosophie |
Moderation: Volkhard Wels | |
18:00 Uhr | Abendvortrag Jörg Robert (Tübingen): Leichenwissen und Katakombenpoesie – Andreas Gryphius im Rom |
19:30 Uhr | Abendessen im „Galileo“ |
Samstag, 5.5.2018 | |
Sektion 5: Autorisierungen II | |
Moderation: Volker Leppin | |
9:00 Uhr | Simon Godart (Berlin, Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft): Une verité empruntée. Zitation und Subversion als Konstituenten der „Essais“ Michel de Montaignes |
9:45 Uhr | Maximilian Nix (Tübingen, Geschichte): Warum dasselbe nicht das Gleiche ist. Argumente im Kontext von "Widerstand" zwischen Zwängen und Transfers (11./12. Jhd.) |
10:30 Uhr | Kaffeepause |
11:00 Uhr | Linda Gennies & Julia Hübner (Berlin, Sprachwissenschaft): Zur Frage der Autorisierung in der frühneuzeitlichen Grammatikschreibung |
11:45 Uhr | Timo Stahlkopf (Tübingen, Germanistik): Abseits der Norm. Das neue/andere Weltbild in Klopstocks Messias |
12:30 Uhr | Mittagessen und Abschluss der Tagung |
Zeit & Ort
03.05.2018 - 05.05.2018
Sitzungsraum der SFB-Villa, Schwendenerstraße 8, 14195 Berlin-Dahlem
Weitere Informationen
info@sfb-episteme.de